: Wir müssen leider draußen bleiben
■ Splitter und Grüppchen, Menschen und Meinungen, Verlierer der Eurowahl
Berlin (dpa/taz) – Zeig mir das Land der Bleifüße – fahr mit mir durch NRW. Am Kamener Kreuz treffen wir die 31.070 Aufrechten der Republik. Sie haben sich tapfer geschlagen für Gummiabrieb, Parkplatz und Duftbaum im Auto. Zusammen mit den Automobilisten und -Innen aus Sachsen, Sachsen Anhalt, Berlin und anderswo kam ihre APD auf spritzige 0,7 Prozent – 231.442 Stimmen. Zuwenig ist eben auch noch nicht genug.
Ihre Idee war simpel und klang überzeugend: nimm von den Reichen und gib den Armen. So dachte sich das die „Partei der Arbeitslosen“. Und? Kaum einer wollt' sie: 127.306 Stimmen (0,4 Prozent) bekamen sie, bei 3,6 Millionen Arbeitslosen. Da muß das Töchterchen des PASS-Vorsitzenden Frank Knüppel wohl noch eine Runde warten, bis der „Pappi den Kanzler Kohl vom Stuhl pusten wird“. Bis dahin: Viel Spinat essen!
Ganz entspannt im Hier und Jetzt. So hatten sie's versprochen. Und das Ganze sollte auch noch in gebührendem Abstand über der Erde stattinden. Die Naturgesetzpartei schickte ihre yogischen Flieger in die Lüfte. Und stürzte ab. Aber immerhin: 91.848 Menschen (0,3 Prozent) hätten Europa aus der Luft retten wollen. Nicht traurig sein. Irgendwann findet auch ihr einen der 99 Euroluftballons.
Auch mit dem Charisma ist das so eine Sache. Im nächsten Europaparlament wird er fehlen: Der Euro-Christ von der Partei Bibeltreuer Christen. Lediglich 93.012 Wähler und Wählerinnen (0,3 Prozent) baten um Gottes Worte im Parlament. Allein, dem Pöbel fehlte der Glaube.
Wahlen ändern nix! Wer mit so einem Spruch antritt, darf sich nicht wundern, wenn er ernst genommen wird. Nur 37.768 Menschen, süße 0,1 Prozent, fanden dann aber doch noch ein Erbarmen und kreuzten die Liste der Autonomen an. Macht nix. Länger als die Formation wird uns ihr wunderbarer TV-Pissoirspot in Erinnerung bleiben. Sendezeit und Wahlkampfkostenrückerstattung waren bestens angelegt. roga
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen