: Unterm Strich
Ganze Toastbrote fliegen inzwischen, wenn am Kleist-Theater in Frankfurt an der Oder die Rocky Horror Picture Show gegeben wird, mit Reiskörnern ist es da nicht mehr getan. Die Hauptdarstellerin Sylke Jorzik ist am Sonntag abend mit rohen Eiern attackiert und leicht am Auge verletzt worden. Das Theater erwägt eine Anzeige. Die Show ist seit Herbst 1991 ausverkauft, literweise werde Wasser und auch Reis in ganzen Tüten geschüttet und geworfen. In gebotenem Ernst müssen wir euch wirklich fragen, Ostler, ob diese Art von Opulenz denn noch zu dem Gegreine und Gebeiße paßt, welches ihr sonst immer gern veranstaltet.
Wir wissen ja nicht, was andere Großstädte haben, aber wir haben einen Kultursenator, dem etwas leid tut, der Reue empfindet, richtige, echte Reue. Ulrich Roloff- Momin würde heute in einer vergleichbaren Situation, wie er in einem dpa-Gespräch zum Jahrestag des Senatsbeschlusses zur Schließung des Schiller Theaters sagte, eher zurücktreten. Er sei sich allerdings völlig sicher, daß der Beschluß auch dann gefaßt worden wäre, wenn er damals seinen Rücktritt erklärt hätte. Was ihn erschüttert habe, sei „die Unversöhnlichkeit bis zum Haß“ gewesen, die ihm aus der Kulturszene entgegengeschlagen sei (juchhu: von uns nicht!). Entweder sei es nicht gelungen, die Notwendigkeit der Maßnahme klarzumachen, oder „sie haben es nicht hören wollen“. Könnte auch sein, meint Momin, daß die Heftigkeit der Reaktion mit der Symbolhaftigkeit des Theaters zusammenhänge. Dabei sei nichts Geringeres als „die ganze politische Erziehung der Nachkriegszeit“ auf den Punkt gebracht worden, wonach das Böse im Osten und das Gute im Westen gesessen habe. „Nun hatte das Böse im Osten verloren, das Gute im Westen hat gesiegt und bekommt plötzlich ein Lieblingsspielzeug weggenommen.“ Damit habe das Wessi-Gefühl eine schwere Kränkung hinnehmen müssen. Ja, da staunt ihr, was, Bürger aus Hamburg, aus Frankfurt, aus Castrop-Rauxel! Bei uns kann ein Küchenpsychologe die Geschäfte führen!
Jedenfalls habe das Ganze doch einen positiven Effekt gehabt; es hat nämlich Nachahmer abgeschreckt, weil niemand diesen wahnsinnigen Haß auf sich ziehen wollte. Ist sein Verhältnis zum Regierenden Bürgermeister seit der Nacht vom 21. zum 22. Juni gestört? Man weiß es nicht. Auch der Frage,
ob er sich eines solch lädierten Amtes noch mal annehmen wollte, wich der Mann Roloff-Momin aus.
Erkennen Sie die Melodie: Badam-Badam, Badam, Badambadambadam, Badambadaaaaaaaaaam, Dadadadam. Der Komponist dieser weltberühmten, oft kopierten Zeilen, Henry Mancini, ist am Dienstag im Alter von 70 Jahren einem Krebsleiden erlegen. Er starb in seinem Haus in, na wo schon, Beverly Hills. Er begann seine Karriere nach einem Studium an der Julliard School, gleich neben der Lincoln Hall in New York, aus der unlängst die Sopranistin Kathleen Battle wegen fortgesetzten Divatums hinausflog. Für seine Filmmusiken bekam er vier Oskars und achtzehn, in Worten achtzehn, Academy Awards. Neben dem oben aufgeführten waren es Moon River, die gesamte Musik für Frühstück bei Tiffany's und vor allem die hübschen Days of Wine and Roses, von denen wir uns hier auch noch so einige zu genehmigen gedenken. Wenn Sie wissen, wie der oben angedeutete Song heißt, schreiben Sie's auf eine Postkarte, nehmen Sie den Hörer in die Hand und lesen Sie die Postkarte laut und deutlich vor, oder besser noch: singen Sie!
Bei Eros Ramazotti singen nicht nur italienische Fans mit. Am meisten stört ihn Dummheit. In seiner Freizeit kickt er „ohne großes Aufsehen“ für Kinder in Not (das sind wahrscheinlich die, denen der Ball gehörte). In seiner Freizeit verfolgt er die politische Entwicklung seines Landes. Die Neofaschisten in der Regierung Berlusconi sind nach seiner Auffassung für die Demokratie keine Gefahr, denn ihnen stehe eine starke Opposition gegenüber.
Der Manta-Macher Peter Timm läßt jetzt, so will es dpa wissen, das Ferkel raus, ein armes Tier, dem man den Namen Rudi gab und welches gern Milch trinkt. Das Ferkel ist Hauptdarsteller in Rennschwein Rudi Rüssel, ein Film, der jetzt in Neuengamme gedreht wird.
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