: Rüstungsausgaben 1993 weiter gesunken
■ Sipri-Institut legt Jahrbuch vor / Europa ist die einzige Region, in der kriegerische Auseinandersetzungen zunehmen / Die meisten Opfer in Angola
Stockholm (dpa) – Die weltweiten Rüstungsausgaben sind im vergangenen Jahr weiter zurückgegangen. Wie das internationale Stockholmer Friedensforschungsinstitut Sipri in seinem heute veröffentlichten Jahrbuch 1993 mitteilte, senkten so gut wie alle Industriestaaten mit Ausnahme von China ihre Ausgaben für militärische Zwecke.
Für die Nato-Staaten bezifferten die Friedensforscher den Rückgang der Rüstungsausgaben zwischen 1989 und 1993 auf 13 Prozent von 370 auf 322 Milliarden Dollar (599,4 auf 521,6 Milliarden Mark). Gleichzeitig habe sich die personelle Stärke ebenfalls um 13 Prozent von 5,9 auf 5,1 Millionen Soldaten verringert. Während in den Reformstaaten Zentral- und Osteuropas wegen der wirtschaftlichen Probleme noch wesentlich drastischere Einschränkungen festzustellen seien, habe Rußland 1993 in etwa die gleichen Beträge für die Rüstung ausgegeben wie 1992, berichtete das Friedensforschungsinstitut. Als Hintergrund für die weiter ansteigenden Rüstungsausgaben in China nannte Sipri das Ziel Pekings, „die eigene Atommacht so weit auszubauen, daß das Land regionale Sicherheitsfragen auf eigene Faust lösen kann, ohne sich darum sorgen zu müssen, politisch von Rußland oder den USA zu etwas gezwungen zu werden.“
Der seit mehreren Jahren rückläufige Waffenhandel hat 1993 weiter abgenommen. Vor allem die Aufträge aus Zentral- und Osteuropa gingen zurück. Die USA lieferten weltweit 48 Prozent aller konventionellen Waffen, verloren aber Marktanteile an westliche Konkurrenten in Europa, Kanada und Japan. Rußland steigerte seinen Anteil an allen Waffenlieferungen um ein Drittel auf 21 Prozent. Kriegsgüter wurden vermehrt in die Länder der Golfregion geliefert, in der seit dem Golfkrieg erheblich aufgerüstet worden ist. Die Zahl der Kriege stieg 1993 weltweit um einen auf 34. Bewaffnete Auseinandersetzungen mit mehr als 1.000 Toten fanden dabei in 13 Ländern statt: Afghanistan, Algerien, Angola, Aserbaidschan, Bosnien-Herzegowina, Georgien, Indien, Kolumbien, Peru, Südafrika, Sri Lanka, Tadschikistan und in der Türkei. Die Zahl der Opfer war in Angola am höchsten, während die Kriege in Aserbaidschan und Georgien 1993 am stärksten ausgeweitet wurden.
Europa sei das einzige Gebiet der Welt mit einem deutlichen Anstieg kriegerischer Auseinandersetzungen, nachdem es 1993 fünf gegenüber zwei im Jahre 1989 gegeben habe, meint Sipri.
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