: Sterbende Miesmuscheln -betr.: Ökologischer Tod des Wattenmeeres und das Desinteresse von Politik und Presse
Betr. Ökologischer Tod des Wattenmeeres und das Desinteresse von Politik und Presse
Wir schrieben Ende Mai an rund 25 Adressen von Presse und Ministerien, daß es im ostfriesischen Watt auf den trockenfallenden Flächen keine Miesmuscheln mehr gibt, lediglich ein paar sterbende, die durch dichten Seepockenbewuchs, am Fuß 2mm, oben 5mm, also wegen der Dichte in umgekehrter Gestalt, nicht mehr atmen können.
Es ist sehr fraglich, ob sich das Watt davon erholen kann, denn eventuell herabsinkende Muschelsaat – jede Überlebende im Tiefwasser hat viele Millionen Nachkommen – ertrinkt im Schlick, kann sich nicht anheften. Man täte gut, sofort Anheftmaterial (Netze, Pfähle) dort zu versenken, wo man noch Muschelsaat erwarten kann. Erstaunlich ist das Desinteresse von Presse und Ministerien, zieht doch diese Katastrophe unweigerlich weitere nach sich. Nur eine Zeitung berichtete darüber!
Die für die Erforschung des Untergangs zur Verfügung gestellten vielen Millionen können nur noch für die Einrichtung von Nationalparkmausoleen verwendet werden! Die Vernichtung der Miesmuschelbänke, die vor rd. 30 Jahren etwa 2/3 des trockenfallenden Watts oder mehr bedeckten, könnte so endgültig sein wie die Ausrottung oder Vernichtung der Austernbänke.
Da Miesmuscheln auf ungestörten Bänken als Filterer alle Sinkstoffe und Nährstoffe binden und unter sich deponieren, wurde bisher ein großer Teil der düngenden NO-Verbindungen im Schlick von Sauerstoff zehrenden Bakterien zu neutralen Luftstickstoff zurückverwandelt. Weitere Überdüngungen sind zu erwarten. Durch die Fixierung der Topografie gab es im Watt Höhen und Tiefen. Jetzt treiben die Sände ungehindert und ebnen das Watt ein. Dann ist jegliches Baggern überflüssig!
Sie dürfen auch diese Informationen wegwerfen! Es ist ohnehin zu spät. Die Redensarten vom „letzten intakten Naturgebiet“ und von der „Kinderstube der Nordsee“ sollte ein ehrbarer Mensch nicht mehr benutzen; es sind inzwischen Lügen.
Christian Eisbein, Die Wattläufer e.V.
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