■ Mit Nicaragua auf du und du: Reformen belohnt
Paris (ips) – Nicaragua wird bis Ende nächsten Jahres 150 Millionen US-Dollar Finanzhilfe von den Geberstaaten erhalten. Alle Hoffnungen des Landes hätten sich somit erfüllt, so der nicaraguanische Zentralbankspräsident, Jose Evenor Taboada, zum Abschluß des Weltbanktreffens in Paris. 1993 hatte das Land einen kräftigen Rückgang der Auslandshilfe hinnehmen müssen. Als Grund gab ein Weltbankbericht die „zunehmende politische Polarisierung und die steigende Gewalt in ländlichen Gebieten“, an. Dadurch sei es der Regierung nicht gelungen, einen Konsens über die Strukturanpassungsprogramme zu erzielen.
Auch diesmal forderten die Gläubigerstaaten von der Regierung Nicaraguas, einen politischen Konsens zu erzielen, die Armut zu begrenzen, die Schulden abzubauen, den öffentlichen Sektor zu modernisieren und die Eigentumsverhältnisse der von den Sandinisten konfiszierten Besitzungen zu klären.
Präsidialamtsminister Antonio Lacayo betonte, daß die Privatisierung, das Kernstück der Strukturanpassungsprogramme, erfolgreich sei: 279 der insgesamt 351 staatlichen Betriebe seien schon privatisiert worden. Die Regierung wolle zudem in städtischen Gebieten neue Jobs schaffen und unterstütze Kleinbauern finanziell. Tausende zeitlich befristete Stellen seien für den Wiederaufbau der zerstörten Infrastruktur eingerichtet worden.
Die mit ausländischer Hilfe durchgeführten Wirtschaftsprogramme finden nicht überall Zustimmung. Der „Regionale Koordinationsrat für ökonomische und soziale Investitionen“ mit Sitz in Managua führt die anhaltend schlechten Lebensbedingungen auf die Strukturanpassungsprogramme zurück. Die Arbeitslosenrate sei zwischen 1990 und 1993 von 11 auf 22 Prozent hochgeschnellt, die Exporte seien im gleichen Zeitraum von 236 Millionen auf 151 Millionen Dollar geschrumpft.
Nicaragua erhofft sich von weiteren Gesprächen mit Geberstaaten einen Erlaß seiner Schulden, die sich derzeit auf über zehn Milliarden Dollar belaufen. Barbara Borst
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen