■ Störzeile: Wird ja immer toller!
Kennen Sie den? Wann merken Sie, daß Sie zu dick geworden sind? Wenn Sie am Strand liegen und alle 20 Minuten kommen GREENPEACE-Aktivisten und ziehen Sie an den Füßen ins Meer zurück.
Gestern hatten Dicke am Strand jedoch nichts zu befürchten. Die Aktivisten waren vollauf beschäftigt, das neue Werkstattgebäude einzuweihen. Fein schaut's aus, und nach neuesten ökologischen Erkenntnissen gebaut. Mit Solarheizung, Sonnenkraftwerk und ohne Tropenholz. Und einem großen Parkplatz, auf dem die eingeladen Gegner aus früheren Tagen ihre Nobelkarossen parkten. Kein einziges Fahrrad war zu sehen. Wasserschutzpolizei, Feuerwehr, Umweltsenator und jede Menge vornehme Herren bestaunten das Interieur, das die Frage aufkommen ließ, für welche Kämpfe sich GREENPEACE rüstet: Die Materiallager sind bis unter die Decke vollgestopft mit Taucheranzügen, Schlauchbooten, Ketten, Schneid- und Bohrwerkzeugen. Ehrfürchtig standen drei unifomierte Wasserschutzpolizisten vor einer Regalwand mit Karabinerhaken, Schekeln und Metallringen und schämten sich wohl für ihr eigenes Lager.
Die Rede des Umweltsenators glich einer Lobpredigt auf die Umweltorganisation. Auch andere Assoziationen mit der Kirche kamen auf: Früher zahlten die Sünder einen Ablaß an selbige, um sich mit einer gelesenen Messe ein Stück Himmel zu erkaufen. Heute zahlt man GREENPEACE, um dann weiter mit 180 auf Autobahnen rasen zu dürfen. Die nächste GREENPEACE-Vorzeigeadresse, für die Ablaßgeld verbaut wird – der für 50 Millionen Mark sanierte SPEICHER am Fischmarkt – wird kommende Woche eingeweiht. Vielleicht gibt's neben Erbsensuppe dann auch noch ein paar Meeresdelikatessen. Es muß ja nicht gleich Walfleisch sein.
Günter Zint
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