piwik no script img

■ DaumenkinoMac Millionär

So haben wir uns das vorgestellt, damals, als wir klein waren, und heute auch noch dann und wann: Ein mieser Schurke auf der Flucht beschädigt unser nagelneues Fahrrad. Schlechtes Gewissen und furchtbare Eile veranlassen ihn, uns einen Blankocheck in die Hand zu drücken, und fort ist er, und wir sind reich. Denn gar nicht dumm und nicht bescheiden, trugen wir in die dafür vorgesehene freie Stelle gleich ein rundes Sümmchen ein, hoben's ab und lebten fürderhin ohne Sorgen. Und am Ende, wenn alles Geld weg und die Sorgen wieder da, dann kennen wir unsre wahren Freunde und haben eine kleine Lehre gehabt und eine schöne Zeit. Neu ist die Geschichte zwar nicht, hätte aber doch immerhin recht lustig werden können. War es aber nicht. Denn der Walt- Disney-Film Mac Millionär diente offensichtlich einzig und allein dem Product-placement einer darbenden Spielzeugindustrie und des glücklosen Euro-Disneyland. Die Pressestelle des Verleihs Buena Vista selbst wies, nach den Produktionskosten befragt, entschuldigend darauf hin, die tatsächliche Höhe sei durch den hohen Anteil an „Fremdfinanzierung“ kaum mehr festzustellen.

Die Songtitel sprechen durchaus für sich: „Proud to be loud“ intoniert von Marc Ferrari, dann auch „Gimme back my groove“ und „Heaven“, vorgetragen von Rhymes with Orange.

Nun, das wäre nicht schlimm. Wir finden's ja hübsch, die Formel-1-Rennbahn im Vorgarten, den Whirlpool mit dreistöckiger Loopingrutschbahn, riesige Videoleinwände für das voll durchsimulierte Computerkampfspiel in dunklen leeren Eingangshallen, aufblasbare Megaspielplätze und ach!...

Das alles und noch viel mehr nämlich kauft sich Preston Waters, der kleine Held des Films von der Million, die er dem bösen Manne abgeluchst hatte, er zieht zu Hause aus, wo die Eltern immer so streng zu ihm waren, und kauft sich ein großes, altes Haus. Dann verliebt sich der 11jährige Preston in eine Bankangestellte und FBI- Agentin und wird auch noch in eine Erpressungsgeschichte verwickelt. Als viele lange Filmminuten später das Geld dann endlich alles ausgegeben und der Verbrecher gefaßt ist, kehrt Preston heulend zu seinen Eltern zurück, wo es doch viiiel schöner ist, und sein grausamer Herr Papa erklärt mit Tränen in den Augen, aus reiner Liebe zu seinem Kind immer so streng gewesen zu sein.

So viel Geld haben die Firmen ausgegeben, um ihre erstaunlichen Kinderattraktionen zu präsentieren. Schade, daß das Geld nicht langte, für ein gutes Drehbuch und gute Schauspieler, denn so ein matter Film wird kläglich unbeachtet bleiben und damit auch ihre so dekorativ aufgestellten Produkte. Kurzsichtige Investmentpolitik nennt man das wohl. Volker Weidermann

„Mac Millionär“, Regie: Rupert Wainwright. Mit: Brian Bonsall, USA, 93 Min.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen