: Hier lacht der Humorist
■ „Wahrscheinlich geil“: Cartoons aus der Bremer Kunsthochschule
Und das soll komisch sein? Wenn zwei ölverschmierte Spaßvögel, kurz vorm Abnippeln, höflich Konversation machen? – Aber immer. Finden die Leute der Cartoongruppe, die seit fünf Jahren an der Bremer HfK (Hochschule für Künste) dem Spaß auf der Spur sind. Und ihn dabei vor allem selbst haben: „Uns geht's darum, spielerisch zu arbeiten und dabei Spaß zu haben“, sagt Bernd Bexte, Professor und Erster Possenreißer der Anstalt, und meint's diesmal wahrscheinlich ziemlich ernst damit. Die Späße, die er und seine komische Gruppe sich seither erlaubten, sind jetzt in einer kleinen Schau in der HfK-Galerie anzusehen.
Nun klingt es vielleicht erstmal befremdlich, wenn da stur wissenschaftlich das Wesen des Witzes erforscht werden soll. Tatsächlich ging und geht es Bexte darum, nicht nur Cartoons zu zeichnen, sondern auch Disziplinen wie „Humorphilosophie“ zu üben, Wilhelm Busch, Daumier und die Folgen sich anzusehen und besonders genau die „Neue Frankfurter Schule“. Studienreisen zur Frankfurter „Titanic“-Redaktion inbegriffen. Nach eingehendem Studium der Humorhistorie aber fragen die Studentinnen und Studenten sich heute: Worüber noch scherzen? „Früher haben die ,Pardon'-Zeichner zu Weihnachten den Osterhasen ans Kreuz genagelt“, sagt Bexte mit leuchtenden Augenringen, „und das gab gleich einen Skandal.“ Heute aber gehe alles durch. Selbst der Kanzler habe noch kein einziges Kohltitelbild der „Titanic“ moniert. Sowas wird heute ausgesessen. Und erst recht in Bremen, wo das Publikum die HfK-Cartoons wohlwollend beschmunzelt – mehr schon nicht. Da können die Studierenden der Komik noch so rumoren. Wie gerne wollen sie „auch mal an Grenzen gehen“, allein: „Sogar über frauen- und behindertenfeindliche Witze regt sich hier niemand auf“, sagt der Professor. Man grinst und geht zum nächsten Blatt.
Daß sich der Spaß in Grenzen hält für die Außenstehenden – vielleicht ist's ja gar nicht so schlimm. Denn erstens geht's ja doch (s.o.) um die Freude am eigenen Schaffen. So sind die vier Frauen und drei Männer der Cartoongruppe dabei, sich gegenseitig zur Komik anzustacheln: Wortspiele, Rätsel, Stille-Post-Zeichnen und andere Aufgaben sollen die Phantasie beflügeln, und deren schnelle Umsetzung aufs Papier. Mancher Gemeinschaftsscherz ist dabei herausgekommen. „Die Knaller kannst Du sowieso nicht im stillen Kämmerlein erfinden“, sagt Ulf Nawrot, Hochschulcartoonist der ersten Stunde. Und Bexte erinnert sich nochmals leuchtend an die Vorbilder der „Neuen Frankfurter Schule“; „die WimS-Leute, die haben ihre Sachen auch immer gemeinsam in der Kneipe gemacht.“
Ja, das waren Zeiten. Da war auch noch der schöne Strich gefragt. „Früher war da mehr Delikatesse beim Zeichnen...“ (abermals leuchtend Bexte). Und heute? Regiert „der schnelle Witz“, einigen sich die Studis. Die Cartoons der amtierenden, jungen Gruppe werden schneller produziert, und entsprechend auch schneller verbraucht. „Hauptsache witzig“, urteilt Nawrot nicht ohne tadelnden Unterton, ein Kollege älteren Semesters munkelt gar vom „Overkill“ unter den Schnellzeichnern der Stunde. Aber noch blüht der Blödsinn an der Hochschule. Und die ölverschmierten Spaßvögel sind auch beim zweiten Hinsehen noch ziemlich schwarz tom
„Wahrscheinlich geil“, nur noch heute ab 14 Uhr in der HfK-Galerie, Dechanatstr. 13-15
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