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Die Isar ist umgekippt

■ Klärwerk in Bad Tölz ausgefallen / Badeverbot in München erlassen

Bad Tölz/München (dpa) – Ausgerechnet bei der anhaltenden tropischen Hitze bringt ein Kläranlagendefekt im oberbayerischen Bad Tölz noch bis mindestens Mitte der Woche Tausende Sonnenhungrige um das Badevergnügen in der Isar. Der Fluß ist eine Kloake geworden, nachdem am Montag morgen durch einen Kurzschluß das Klärwerk in der Kurstadt komplett ausgefallen war. Schuld daran ist nach Fedststellungen der Polizei ein Kabelbrand. Stundenlang liefen die Abwässer von rund 20.000 Menschen (180 Liter pro Sekunde) ungereinigt in die Isar.

Die Regierung von Oberbayern erließ für den Fluß von Bad Tölz bis zur nördlichen Grenze des Landkreises München ein zunächst bis Mittwoch befristetes Badeverbot.

Betroffen davon ist auch die Millionenstadt München. Die Bevölkerung wurde über den Rundfunk aufgerufen, nicht ins Wasser zu gehen und auch jeden anderen Kontakt mit der Isar zu vermeiden. Bei aufatuchenden Durchfallerkrankungen sollte der Arzt aufgesucht werden.

„So etwas ist seit dem Bau der Anlage 1975 noch nie passiert“, wundert sich Betriebsleiter Karl Schöffl.

Der Schaden ist nach Auskunft des Wasserwirtschaftsamts Weilheim noch nicht absehbar. Der Fachbereichsleiter für Gewässerschutz, Hermann Sendl, meinte, „das biologische Gleichgewicht ist gestört, Fische und Vegetation sind aber nicht gefährdet.“ Man setze auf die Reinigungskraft des Flusses.

Eine akute Gesundheitsgefahr sieht man auch im staatlichen Gesundheitsamt Bad Tölz nicht. Es sei unwahrscheinlich, so ein Sprecher, daß Krankheitserreger „aufgeschnappt“ würden: „Da müßte man schon mehrere Liter Isarwasser trinken.“

Mit Hilfe der Isar-Amper- Werke wurde noch am Nachmittag versucht, ein Notstromaggregat ins Klärwerk einzubauen, das neben der mechanischen auch die biologische Klärstufe der Anlage wieder in Gang bringen sollte.

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