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Auch Fußballer leben gefährlich

■ Der Mord am kolumbianischen Nationalspieler Escobar ist eines von jährlich 24.000 tödlichen Gewaltverbrechen / Die Drogen-Mafia läßt schießen

Medellin (dpa) — Fußballstars werden in Kolumbien nicht nur vergöttert, sie leben auch gefährlich. Die tödlichen Schüsse auf den 27jährigen Abwehrspieler Andrés Escobar in Medellin wegen eines Eigentors bei der Weltmeisterschaft waren dafür am Samstag der letzte Beweis. Während der WM in den USA, also bereits vor dem Ausscheiden des kolumbianischen Teams, waren schon Bombendrohungen gegen die Familie von Trainer Francisco Maturana und das Haus seines Spielers Gabriel Gómez eingegangen. Terrorisiert wird im Land der Drogen-Mafia nicht nur nach sportlichem Versagen: Gewaltverbrechen wie Entführung, Diebstahl und Mord an Fußballern hat es schon mehrfach gegeben.

Mit dem Schrecken kam Rechtsverteidiger Luis Fernando Herrera (32) davon. Vergangenen September wurde sein vierjähriger Sohn Luis Fernando Junior vor dem elterlichen Haus in der Drogenmetropole Medellin entführt. Die Täter forderten von Vater Herrera ein Lösegeld in unbekannter Höhe. Der Star von Kolumbiens Renommierklub Atletico Nacional war zur Übergabe des Lösegeldes bereit. Doch dazu kam es nicht, denn dank Hinweisen aus der Bevölkerung konnte der Junge vorzeitig aus der Gefangenschaft befreit werden.

Ebenfalls in Medellin erlebte Mittelfeldspieler Leonel Alvarez (29) vor zwei Jahren einen Überfall. Als der Profi von America de Cali mit seinem Mazda an einer Ampel halten mußte, öffneten drei Halbwüchsige die Fahrertür und forderten Alvarez mit vorgehaltener Pistole auf, ihnen den Wagen zu überlassen. Außerdem mußte er Bargeld, Schmuck und seine Papiere aushändigen. Der Mann mit der Rückennummer 14 bei der WM kam mit dem Schrecken davon.

Seinen Mut mußte Omar Canas vor einem Jahr mit dem Leben bezahlen. Der 21jährige Stürmer von Atletico Nacional war eine der größten Nachwuchshoffnungen des Landes, seine Nominierung für die Nationalelf nur eine Frage der Zeit. Canas kritisierte in einem Radio-Interview die Machenschaften der Drogen-Mafia und äußerte, daß der kolumbianische Fußball von der Korruption verseucht sei. Wenig später fand man die Leiche von Canas in der Nähe von Medellin. Er war mit mehreren Kopfschüssen getötet worden.

Von den jährlich knapp 24.000 Todesfällen mit Gewalteinwirkung in Kolumbien entfiel 1993 einer auf ein ebenfalls hoffnungsvolles Talent. Ein 19jähriger Abwehrspieler von Erstligist Deportivo Cali hatte bei dubiosen Gestalten Wettschulden ausstehen. Den Zahlungsverzug quittierten seine Gläubiger mit mehreren Schüssen aus dem Hinterhalt. Das Opfer verblutete auf offener Straße. Die Mörder wurden nie gefaßt.

Francisco Maturana (45), Zahnarzt, Universitätsdozent und Trainer, hat schon mehrere Mord- und Bombendrohungen erhalten. So auch nach dem 1:2 seiner Mannschaft gegen das US-Team in Los Angeles. „Da ist etwas passiert, das wir klären müssen“, meinte er nur. Als sei dies etwas Alltägliches.

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