: Signale in der Bücherflut
■ Architekturpublikationen überschwemmen Buchhandel / taz-Serie 1. Teil
Architektur für Hamburg 1984 - 2004
Der vom BDA herausgegebene Begleitband zur Ausstellung in der Deichtorhalle gibt eine Übersicht über „qualitätvolle“ Neubauten und Planungen für den Zeitraum von 1984 bis 2004. Eine Jury hat die knapp hundert Beispiele ausgewählt, die repräsentativ für den Hamburger Architekturgeschmack stehen sollen. Pro Doppelseite wird ein Gebäude oder Projekt halbwegs ausführlich dargestellt. Ballungspunkte des Interesses wie Allermöhe, Fleetinsel oder Hafenrand werden in eigenen Kapiteln diskutiert. Als Nachschlag- oder Blätterwerk zur ästhetischen Meinungsbildung unverzichtbar.
Dölling und Galitz Verlag
Konstruktion zwischen Kunst und Konvention
Daß nicht alles, was gebaut wird die Handschrift eines Architekten trägt und viele Bauten nur auf Grund von Ingenieursleistungen ihr Aussehen erhalten, versucht der vorliegende Band zu dokumentieren. Die Aufsatzsammlung zur Ingenieurbaukunst in Hamburg versammelt von der Köhlbrandbrücke über Flutschutzbauten bis zur Müllverbrennungsanlage Anschauungsmaterial über die Ästhetik und Funktion von Nutzbauten. Dabei schwanken die Beiträge sehr in ihrer Brauchbarkeit für den Laien. Viele Kapitel werfen den Leser nach zehn Sätzen mit Fachjargon wieder raus, andere, etwa der Abriß über Schalenbaukunst vom ehemaligen Hamburger Denkmalpfleger Jörg Haspel, sind gepflegt formuliert und informativ. Türme, Brücken, Tunnel, Hafen und Flughafen werden von Hamburgs Architekturkritiker-Clique beschrieben, die allerdings auch nicht verhindern kann, daß die doch eher trockene Materie meist mäßig spannenden Zunftgeist verhustet.
Medienverlag Schubert
Metromorph
Wer die schmucke Ideenaustellung der generation X im Sprinkenhof verpaßt hat, bekommt mit diesem schmalen Heft noch einmal die Gelegenheit, die unorthodoxen Ideen dieser jungen Hamburger Architekten-Gruppe kennenzulernen. Plan und Plädoyer für eine Bordell-Architektur, eine architektonische Seeschlacht auf der Binnenalster oder eine gebaute Kritik am Münchner Haus der Kunst sind Beispiele einer neuen Sichtweise, die oft ernster gemeint ist, als sie auf den ersten Blick wirkt. Die Arbeiten an der Scheidelinie von Kunst und Architektur sind aber immer ausgerichtet auf konkret bauliches Wirken und damit ein wirklich ernstzunehmender Kritikansatz an der konservativen Hamburger Architekturhaltung.
Über: Sebastian Bolenz, Feldstr. 45, Tel: 43 57 46
tlb
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