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: Multikultiquote

Auch Ausländer sehen fern. Das blieb selbst den hiesigen TV-Anstalten nicht ganz verborgen, gibt es doch schließlich seit Jahrzehnten die beliebten „Gastarbeiter“programme. Aber welche deutschen Programme die hier lebenden Immigranten konsumieren, hat in der Vergangenheit weder ARD und ZDF noch die Kommerziellen interessiert. Wenn in den bisher vorhandenen 4.400 Testhaushalten die Einschaltquoten gemessen werden, dann ist das nur ein Querschnitt durch die „deutsche Wohnbevölkerung“. AusländerInnen zählen bisher nicht.

Dabei hat eine Umfrage der Ausländerbeautragten in Berlin gezeigt, daß über zwei Drittel der türkischen Twens deutschsprachige Programme einschalten. Sie sind bei ihnen sogar beliebter als der türkische Kabel- bzw. Satelliten- Sender TRT, der 30 Prozent seines Programms in Deutschland produziert. Und selbst von ihren Eltern sieht noch über die Hälfte deutsche Programme. Welche, das zeigt eine andere Erhebung, die das Zentrum für Türkeistudien veröffentlicht hat: Danach liegt RTL bei der türkischen Bevölkerung knapp vor der ARD. Abgeschlagen folgen Sat.1, Pro 7 und das ZDF.

Erst jüngst haben die deutschen Sender, vereint in der Arbeitsgemeinschaft Fernsehforschung, entdeckt, daß im Wettbewerb um die Werbekunden gerade die jungen Immigranten der zweiten und dritten Generation eine „wichtige Zielgruppe“ sind. Sie besitzen, so meint die Nürnberger Gesellschaft für Konsum-, Markt- und Absatzforschung (GfK), ein hohes Konsumpotential und sitzen überdurchschnittlich lange vor dem Bildschirm. Und auf einmal ist es für die GfK, die hierzulande die Quoten ermittelt, gar nicht mehr so schwierig, wie immer behauptet, ein Panel aus 440 repräsentativen Immigrantenhaushalten zusammenstellen. Bis Ende des Jahres wollen die Konsumforscher so weit sein. Noch müssen die Sender allerdings endgültig entscheiden, ob sie das Geld für ein multikulturelles Panel berappen wollen. Die Zahl der Gfk-Testhaushalte würde sich dann auf 4.840 erhöhen. Und damit auch alles schön ordentlich getrennt vermessen werden kann, sollen die Daten der ausländischen ZuschauerInnen erst mal getrennt aufgeführt werden.MR