: Der Global Player
■ Der Medienzar und Vox-Einsteiger Murdoch erobert Asien
Wer dieser Tage nach Asien reist, braucht auf die neueste Folge des US-Teenie-Serienhits „Beverly Hills 90210“ oder der „Simpsons“ nicht zu verzichten. Zu danken ist das dem Mediengiganten Rupert Murdoch, der sich nach seinem Engagement in den USA und Großbritannien anschickt, den größten Fernsehmarkt dieser Erde zu erobern: Asien.
Der gebürtige Australier und Wahlamerikaner Murdoch selbst bezeichnet sich als „Global Player“. Zu Recht, denn mit dem Aufkauf des asiatischen Senders Star TV im letzten Jahr ist er seinem weltweiten Spielziel einen gewaltigen Schritt näher gekommen.
Murdoch besitzt in den USA das Hollywoodstudio 20th Century Fox, außerdem baute er dort Fox-TV zum vierten großen nationalen Network aus. In 38 Ländern Europas ist er mit den britischen BSkyB-Kommerzprogrammen präsent und hat viele kleinere Beteiligungen in Ungarn, Griechenland, Spanien und demnächst auch Italien. Hinzu kommt ein 50prozentiger Anteil an dem indischen Hindi-Sender Zee-TV; in seiner Heimat Australien schließlich ist Murdoch an zwei Privatstationen beteiligt, und mit dem mexikanischen Medien-Tycoon Emilio Azcarraga hat er millionenschwere Produktionsverträge abgeschlossen. Murdochs jüngster Coup war sein überraschender Einstieg bei dem deutschen Crash-Sender Vox (taz vom 4.7.). Nur Afrika sei noch ein „jungfräulicher weißer Fleck" auf seiner medialen Landkarte, so der Medientycoon.
Was aber geschah in Asien? Ende 1990 hatte der Hongkonger Milliardär Li Ka Shing und seine Gesellschaft Hutchison Whampoa Star TV auf dem Satelliten AsiaSat 1 plaziert. Mit durchschlagendem Erfolg: Im ganzen asiatischen Raum, von China über Indien bis Hongkong, eroberte man Zuschauer. Doch 1993 ging der Star-Gruppe vorübergehend das Geld aus. Das war die Chance für Murdoch: Mit 525 Millionen Dollar kaufte er sich bei dem Sender ein. Seine erste Maßnahme war eine Erweiterung auf sechs Programme. Darunter ein Nachrichten- und ein Musikkanal, außerdem ein englischsprachiges Unterhaltungsprogramm und ein 24-Stunden-Kanal in der chinesischen Hochsprache Mandarin. Der Aufwand lohnt. Immerhin kann das Star TV-Netzwerk in über 50 Ländern, von Ägypten über Japan bis nach Indonesien, mehr als 2,7 Milliarden Menschen erreichen – mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung.
Finanzexperten vermuteten, daß Murdoch Star TV nur zur zusätzlichen Vermarktung seiner BSkyB- und Fox-Produktionen nutzen will. Die Übernahme schreckte aber auch konservative asiatische Politiker auf. Für sie personifiziert Murdochs einen westlichen Medien-Kolonialismus. Der malaysische Premierminister Mahathir Mohamad befürchtet, Murdoch wolle „die Nachrichten kontrollieren, die wir in Asien erhalten“. Murdoch versucht zu beschwichtigen: Er werde sich mit Star TV in keiner Weise in die innenpolitischen Angelegenheiten der Länder einmischen.
Viele Staaten Asiens und des Nahen Ostens, allen voran die Volksrepublik China, aber auch Malaysia und Saudi-Arabien, haben mit Verboten von Satellitenempfangsanlagen reagiert, um den Zugang zu westlichen Medien zu beschränken. Ausländische Fernsehprogramme sollen dadurch in die Kabelnetze gezwungen werden, denn diese sind regulierbar und können bei Bedarf außer Kraft gesetzt werden.
Das drohende Murdoch-Monopol in Asien hat inzwischen auch die Konkurrenz aufgeschreckt. Ein Konsortium unter Führung der amerikanischen Konzerne von Ted Turner und Time Warner entwickelte bereits Pläne für Programmbelegungen auf dem neuen panasiatischen Satelliten Apstar 1, der ab Herbst auf Sendung gehen soll. Die Turner-Programme „TNT-Spielfilm“ und „Cartoon Network“ sollen dann 24 Stunden täglich für Asien ausgestrahlt werden.
Währenddessen räumt Murdoch in seinem Star-TV-Imperium gründlich auf. Der Musikvideosender MTV mußte seinen Expansionsplänen als erstes weichen. Er wurde von ihm kurzerhand aus dem Netzwerk geworfen. Aber auch dem renommierten BBC World Service Television wurde im März der Star-TV-Untermietervertrag gekündigt. Schon lange stand die BBC auf Murdochs Abschußliste, wollte er sie doch durch seinen eigenen BSkyB-News-Kanal ersetzen. Mit dem Verschwinden der BBC aus seinem Star- Programmangebot hofft Murdoch zudem auf Lockerungen der Medien-Restriktionen in China und somit auf eine Vervielfachung seiner Zuschauerschaft. Des weiteren möchte er seinen Honkonger Firmensitz auch nach 1997, wenn die britische Kronkolonie wieder chinesisch wird, behalten.
Doch die BBC reagierte. Gemeinsam mit dem Pearson-Konzern, Mitteilhaber bei BSkyB und Besitzer von mehreren Buchverlagen und Zeitungen, wollen die Briten zwei Fernsehkanäle mit Nachrichten und Unterhaltung für ein Zielpublikum in Europa, Afrika und Asien produzieren.
Murdoch seinerseits setzt weiter auf „Schmusekurs“ mit den Autokraten in Asien. Der Zukunftsmarkt im TV-Geschäft liegt seiner Meinung nach in Indien. Dem Land wird ein ungeahnter wirtschaftlicher Boom vorausgesagt, und Murdoch möchte daran partizipieren. Verträge mit dem staatlichen indischen Fernsehen in Doordarshan sind angeblich bereits geschlossen. Durch den Einkauf in indische Kabelnetze hat sich Murdoch die Sendeberechtigung gesichert. Aber auch Turner ist auf dem Sprung. Eigenen Angaben zufolge hat er bereits Gespräche mit der Regierung in Indien geführt, um sein CNN auf einem indischen Satelliten plazieren zu können. Der Kampf um die asiatischen Märkte hat begonnen. Willi Roth
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