: 129-a-Ermittlungen gegen Ex-Neonazi
■ Ingo Hasselbach wird verdächtigt, an Brandanschlag beteiligt gewesen zu sein
Den aus der rechtsextremen Szene ausgestiegenen Ingo Hasselbach holt seine Vergangenheit ein: Gegen den früheren Anführer der „Sozialrevolutionären Nationalisten“ (SrN) und weitere mutmaßliche Mitglieder seiner Organisation ermittelt die Bundesanwaltschaft wegen des Verdachts der Gründung und Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung nach Paragraph 129 a des Strafgesetzbuches. Außerdem wirft die Karlsruher Behörde allen Beteiligten gemeinschaftlich versuchte schwere Brandstiftung vor. Wie die Sprecherin der Bundesanwaltschaft, Eva Schübel, gestern gegenüber der taz erklärte, werde ihnen ein Brandanschlag auf ein Jugendprojekt in der Bürgerheimstraße in Lichtenberg vom Oktober 1992 zur Last gelegt.
Die Tat von Hasselbach wurde erstmals in dem vor einigen Monaten erschienenen Buch „Ich war ein Neonazi“ des Berliner Journalisten Burkhard Schröder detailliert geschildert. Nach Schröders Informationen, die er nach eigenen Angaben von Hasselbach erhielt, sollen an dem Anschlag vier Personen beteiligt gewesen sein. Das Jugendprojekt galt zum damaligen Zeitpunkt in der neonazistischen Szene als mutmaßlicher Treffpunkt für überregionale Treffen von linken Antifa-Gruppen.
Zwei Personen aus der Gruppe hätten schließlich Brandsätze in das Gebäude geworfen. Nach der Tat sollen Hasselbach und seine SrN-Anhänger ihre Alibis aufeinander abgestimmt haben. Hasselbach selbst habe wegen seiner Größe und seines markanten Aussehens nicht am Anschlag teilgenommen, sich aber bereit erklärt, Schmiere zu stehen. Nach der Tat sei Hasselbach in der Wohnung seiner Mutter in Berlin von Polizeibeamten verhört worden. Damals, so Schröder in seinem Buch, habe er eine Tatbeteiligung bestritten und versichert, in der fraglichen Zeit ein Fußballspiel gesehen zu haben.
Hasselbach, der im Februar 1993 seinen Ausstieg aus der rechtsextremistischen Szene öffentlich machte und seitdem aus Sicherheitsgründen hauptsächlich im Ausland lebt, wird massiv bedroht. Zunächst versuchte ihn im August vergangenen Jahres eine Gruppe von Autonomen in Kreuzberg zu verprügeln, die seine Abkehr vom Neonazismus anzweifelten.
Im November wurde schließlich der Mutter von Hasselbach in ihrer Ostberliner Wohnung eine Briefbombe zugestellt. Die Sprengladung konnte damals rechtzeitig entschärft werden. Nach Polizeiangaben wäre sie stark genug gewesen, um das mehrstöckige Wohnhaus in die Luft zu sprengen. Als mutmaßliche Täter gelten frühere Gesinnungsfreunde von Hasselbach, der nach der Wende zu einer der Führungsfiguren in der Ostberliner Neonazi-Szene aufstieg. Die Ermittlungen übernahm damals die Bundesanwaltschaft. Auf Anfrage der taz erklärte die Behörde gestern, daß das Verfahren noch andauere. Severin Weiland
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