: Hektische Flecken im Gesicht
■ betr.: „Der Wohlstand macht's“ (Mit Asthma auf du und du), taz vom 29. 6. 94
Danke, Reinhard Wolff! Du schreibst zwar: „Was genau am Leben in einer Wohlstandsgesellschaft so allergieanfällig macht, darüber tappen die Experten im dunkeln.“ Dann jedoch zeigst Du den Mut, in dieser so unheilvoll ideologisierten Debatte über die Ursachen von Allergien und Asthma längst überfällige Wahrheiten zu verkünden – gestützt auf unzweifelhaft glaubwürdige Wissenschaftler wie Leif Rosenhall, Medizinprofessor aus Stockholm.
„Geballter Dreck in Luft und Wasser ist es jedenfalls nicht.“ Den gibt es in unserer von der Geißel des Sozialismus verschonten ökologischen Nische, der westlichen Welt, natürlich nicht, sondern in Osteuropa mit seinem „Mehrfachen an ungereinigt qualmenden Schornsteinen und rauchenden Müttern“.
Mögen Wissenschaftler weiter im dunkeln tappend von PCBs und Dioxinen faseln. Das ist doch kein geballter Dreck! Da muß man nämlich sehr sauber arbeiten im Labor, daß man die überhaupt messen kann! So wenig ist das!
Leuten mit Stickoxid- oder Ozon-Phobie und selbst Synergismenfans können wir nach Deinem beherzten Artikel Hilfen zum Umdenken anbieten: „Keuchhusten, Windpocken, Masern und Scharlach mit Impfungen wegzudrücken, führt eher zu lebenslangem Schaden als zu irgendeinem Nutzen.“
Alle Achtung verdient auch der Verzicht auf die Überschrift „Deutsche impfen zuviel“ für einen Artikel über Allergien und Asthma. Das hat zwar die Plazierung des Artikels auf der ersten Seite der Bild verhindert, das Erscheinen von wert- und ideologieneutralen Artikeln auch in der taz, sollte aber allen verantwortungsvollen Journalisten wichtiger sein.
Besorgte Freunde, die mich immer häufiger auf hektische Flecken in meinem Gesicht bei der Lektüre der taz aufmerksam machen, werde ich in Zukunft mit einem knappen Hinweis auf mein prallgefülltes Impfbuch beruhigen. Manfred Stache, Pinneberg
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