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Fitzes später Rücktritt

Ob's noch was nützen wird? Buchstäblich in letzter Sekunde hat sich Deutschlands ältester Intendant Hans Fitze dazu entschlossen, von allen Funktionen im Altonaer und Harburger Theater zurückzutreten, um die Führung, wie es hieß, „in jüngere Hände zu legen“. In einem Gespräch bei der Kultursenatorin Christina Weiss am Freitag, bei dem diese Fitze über die verschiedenen möglichen Spar-szenarien für das Theater informieren wollte, mit denen sie in die Haushaltsklausur nächste Woche geht, gab der 91jährige Prinzipale dieses überraschend bekannt.

Fitze hatte sich bisher beharrlich geweigert, die Macht in „seinem“ Theater an einen Nachfolger abzugeben, und das Haus damit in die Existenzkrise getrieben. Fehlende Zuschauer und altbackenes Theater plus ein hoher Verschleiß an Kronprinzen hatten dazu geführt, daß die Bühne in ihrer Jubiläumsspielzeit (40 Jahre) die Liste der in Sparzeiten verzichtbaren Kulturinstitute klar anführte. Da Fitze aber auch gestern keinen Nachfolger präsentieren konnte (einziger Kandidat auf die Schnelle wäre wohl Hausdramaturg und Regisseur Frank Pinkus), ist die Wahrscheinlichkeit nicht größer geworden, daß die Senatorin das Theater wird retten können. Denn: Um die Staatstheater vor den katastrophalen Sparansinnen der Finanzbehörde (8,7 Mio. Mark) zu retten, wird die Senatorin wohl im restlichen Haushalt noch mehr als die veranschlagten 11,2 Mio. Mark erbringen müssen.

Parallel zu dem Gespräch präsentierte der letzte der verschmähten Kronprinzen, Roland Heitz, ein mit der heißen Nadel gestricktes „Rettungskonzept“ auf einer Pressekonferenz, über deren absurden Inhalt und Zeitpunkt eigentlich nur eine Glosse verfaßt werden könnte. tlb

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