: Voscheraus Schlappe erfreut die Sozialdemokraten
■ Transrapid (noch) nicht am Ziel / Reichlich Distanz zwischen SPD und Bürgermeister
Jubel bei der SPD, Bedauern und trotziges „Jetzt erst recht“ beim Hamburger Bürgermeister (ebenfalls SPD), der CDU und der Statt Partei. Die überraschende Bundesrats-Wende (siehe auch Bericht Seite 1) in Sachen Transrapid, löste in Hamburgs eigenartigem Polit-Mikrokosmos gestern durchaus unterschiedliche Gefühle aus. Und machte noch einmal überaus deutlich, wie weit sich der amtierende Senatschef bei diesem Thema von seiner Partei entfernt hat.
Während sich Voscherau gestern morgen im Bundesrat heftigst, aber erfolglos bemühte, dem Magnetbahn-Planungsgesetz doch noch zu einer Mehrheit zu verhelfen, ließ sein Hamburger Parteichef Jörg Kuhbier am Nachmittag keinen Zweifel daran, welch großen Gefallen er an der Erfolglosigkeit dieser Bemühungen findet:
„Ich freue mich darüber, daß der Bundesrat den Vermittlungsausschuß angerufen hat,“ gab der SPD-Chef zu Protokoll. „In der Sache selbst“ begegne der Transrapid „weiterhin einer breiten Ablehnung innerhalb der Sozialdemokratie.“
Voscherau dagegen lehnte sich gestern noch ein wenig weiter aus dem Transrapid-Fenster. Er begründete sein Ja zum Transrapid nicht mehr allein damit, daß die Bundesregierung zwar den Magnetschweber, nicht aber eine ICE-Verbindung nach Berlin finanzieren wolle, und Hamburg nunmal nehmen müsse, was angeboten wird. Statt dessen schwang sich Voscherau zum Umwelt-Experten auf und pries das Millardenprojekt im Bundesrat als Teil des „ökologischen Umbaus“.
Uneinigkeit zwischen Voscherau und Kuhbier auch über die Folgen des Bundesratsbeschlusses: Während der SPD-Vorsitzende davon ausgeht, daß „wir erst am Anfang einer sehr schwierigen Diskussion stehen“, hofft Voscherau nach Auskunft seiner Sprecherin Jutta Köhn, daß der gestrige Beschluß nur einen kurzen Umweg für den geliebten Transrapid bedeutet.
Womit der Bürgermeister erneut CDU und Statt Partei aus der Seele spricht: „Ich gehe davon aus, daß das Verfahren zügig läuft und das Magnetschwebebahn-Planungsgesetz noch in dieser Legislaturperiode in Kraft treten kann,“ sagt Markus Wegner. Und CDU-Chef Dirk Fischer hofft mit Voscherau auf „ein schnelles, positives Ergebnis, damit der Startschuß für den Transrapid nicht noch weiter verzögert wird“ . uex
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