: ...wenn Du geredet hättest!
■ Kammeroper „Yvonne“ von Ulrich Wagner als Diplominszenierung im Jungen Forum Musiktheater
Sie sagt nur einen Satz. Und der ist nicht gerade gewichtig. „Wenn Fliegen hinter Fliegen fliegen, fliegen Fliegen Fliegen nach.“ Sonst sagt Yvonne nichts. Man kann es ihr nachsehen, sie hat es nicht leicht. Aus einer Laune heraus hat sie der Prinz zur Prinzessin gemacht. Jetzt ist sie den Kabalen des Hofstaats hilflos ausgeliefert. Da bietet ihr das Schweigen Schutz. Doch, oh je: Es wird ihr auch zum Verhängnis. In der redseligen Hofgesellschaft wirkt die Schweigsame fremd. Es kommt zur Intrige und schlußendlich zum Mord. Ach, wenn du doch geredet hättest, Yvonne!
Der junge Mauricio-Kagel-Schüler Ulrich Wagner nahm sich dieses oberflächlich gesehen leichten, untergründig aber ernsten Stücks von Witold Gombrowicz an (kleiner Tip, derselbe Autor hat mit dem Schauerroman Die Besessenen einen idealen Strandschmöker geschrieben). Die Kammeroper in zwei Akten, die Ulrich Wagner nach Gombrowiczs Schauspiel Yvonne, die Burgunderprinzessin komponiert hatte, präsentierte er jetzt als Diplominszenierung im Rahmen des jungen Forums Musiktheater.
Die Aufführung tingelte vorab durch verschiedene deutsche Städte und hat dabei bereits einige Lorbeeren eingefahren. In einer Kölner Zeitung stand zu lesen, der Nachwuchskomponist habe damit seinem berühmten Kollegen und Namensvetter Siegfried Wagner den Fehdehandschuh hingeworfen. Nun ja, das nun doch nicht. Aber hörenswert ist das Werk allemal. Seinen kompositionstechnischen Fertigkeiten und der Gattung Oper traut Ulrich Wagner jedenfalls einiges zu: Eifersucht, Wut, ja selbst Anflüge von Wahnsinn möchte er mit seiner Musik für abgespecktes Orchester und viel Schlagwerk ausdrücken. Vielleicht ist das stellenweise an traditionellen Formen orientierte, machmal an Strawinski erinnernde Ergebnis zu glatt, abwechslungsreich bleibt es auf jeden Fall. Merkwürdig, daß trotz des guten jungen Ensembles vor allem die Titelrolle berührt? Oper hin oder her, wahrhaftig ist hier nur das Schweigen. Dirk Knipphals
heute & 13. 7, Musikhochschule
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