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Transrapid hängt an drei Fragen

■ SPD stimmt nur zu, wenn die Stelzenbahn nichts kostet

Zwar gibt es keinen ausgemachten Koalitionsstreit, aber der Transrapid wird auch künftig den Senat beschäftigen. Berlin müsse sich in dem Ländergremium weiterhin der Stimme enthalten, solange nicht drei Fragen geklärt sind, forderte gestern SPD-Fraktionssprecher Hans-Peter Stadtmüller. Die Sozialdemokraten würden der zwischen Hamburg und der Hauptstadt geplanten Trasse nur zustimmen, wenn vorher die Einfädelung in die Innenstadt geklärt sei, wenn es zu keiner Belastung des Landeshaushalts komme und der Ausbau des europäischen Hochgeschwindigkeitsnetzes der Bahn nicht behindert werde. Wie berichtet, überwies am letzten Freitag der Bundesrat das Magnetbahn-Planungsgesetz in den Vermittlungsausschuß. Mitentscheidend: die Stimmenthaltung Berlins, nachdem die Hauptstadt-SPD die Notbremse zog und Bundessenator Radunski (CDU) seine vorher angekündigte Zustimmung zurücknehmen mußte.

Die Überweisung in den Ausschuß bezeichnete der Geschäftsführer der Magnetschnellbahn Transrapid Berlin-Hamburg GmbH, Hans Georg Raschbichler, als „völlig unverständlich“. Dafür gebe es keine Argumente. Die drei Forderungen der SPD hätten mit dem Planungsgesetz gar nichts zu tun: „Dahinter steckt eine Ablehnungskampagne gegen die Bundesregierung.“

Raschbichler bestätigte, daß die von Thyssen-Henschel und der Bahn AG gegründete Magnetbahngesellschaft für die Einfädelung des Transrapids weder ins Hamburger noch ins Berliner Stadtgebiet Planungen ausgearbeitet hat – man habe die Entscheidung abgewartet.

Bislang halten Fachleute es aus technischen Gründen für kaum möglich, daß die 8,9 Milliarden Mark teure und 300 „Sachen“ schnelle Magnetbahn in die Zentren der beiden Millionenstädte hineinfahren kann. Ohne Verbindung von Hauptbahnhof zu Hauptbahnhof gingen aber die Vorteile der knapp unter einer Stunde liegenden Reisezeit verloren. Angedacht ist eine Anbindung an den Bahnhof Westkreuz mit Weiterführungen zum Lehrter Bahnhof oder dem Bahnhof Papestraße (siehe Graphik).

Der ICE bräuchte bei Tempo 200 von Zentrum zu Zentrum zwei Stunden und zehn Minuten. Von einem Ausbau dieser Schienenstrecke auf eine höhere Geschwindigkeit hat die Bahn abgesehen – wegen der von der Bundesregierung favorisierten Konkurrenz auf Stelzen. Der laute Super-Schweber soll jährlich 14,5 Millionen Passagiere befördern und der Fahrpreis laut Berlins Verkehrsstaatssekretär Ingo Schmitt (CDU) nach heutigem Preisniveau bei 80 Mark liegen. Ohne Kunden von der Bahn würde der Fahrpreis auf das Dreifache steigen. Dirk Wildt

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