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Ruanda: Regierungsbildung

■ Flüchtlinge aus Lagern entlassen

Kigali (AP) – Die Rebellen der Ruandischen Patriotischen Front (RPF) haben in Kigali konkrete Vorbereitungen zur Bildung einer neuen Regierung in den nächsten Tagen eingeleitet. Der RPF-Repräsentant für Europa, Jacques Bihozagara, sagte gestern, sobald die eroberten Gebiete ausreichend gesichert seien und eine neue Regierung gebildet sei, werde ein Waffenstillstand erklärt. Verhandlungen mit der aus der Hauptstadt vertriebenen Hutu-Regierung werde es nicht geben, weil sich keiner der Minister von dem Morden distanziert habe.

Laut Bihozagara ist der Machtwechsel in Ruanda nur noch eine Frage von Tagen. Der gemäßigte Hutu-Politiker Faustin Twagiramungu, der nach einem von mehreren Parteien vor Beginn des Bürgerkrieges geschlossenen Abkommens zum Regierungschef bestimmt wurde, wurde noch heute in Kigali erwartet. Ihre Kontrolle über die Hauptstadtregion demonstrierten die RPF-Rebellen, indem sie Tausende von Flüchtlingen aus den bislang geschlossenen Lagern nach Kigali zurückkehren ließen. Sie machten dabei offenbar keine Unterschiede zwischen Hutus, deren Milizen für die meisten Massaker verantwortlich gemacht werden, und der Tutsi-Minderheit, aus deren Mitte die meisten ihrer Kämpfer kommen. Einige Hutus bestätigten ausdrücklich, daß sie von den Rebellen gut behandelt worden seien.

Nach Schätzungen des Roten Kreuzes sind dem im April ausgebrochenen Bürgerkrieg eine halbe Million Menschen zum Opfer gefallen. Drei Millionen der 7,4 Millionen Ruander wurden zu Flüchtlingen. Das Schicksal von mehr als einem Viertel der Bevölkerung ist ungeklärt.

Am Samstag hatte der Ministerpräsident der geflüchteten ruandischen Hutu-Regierung, Jean Kambanda, die Aufhebung des internationalen Waffenembargos zugunsten der Armee gefordert. Gleichzeitig behauptete er vor Journalisten, seine Streitkräfte könnten den Krieg gewinnen, weil die Mehrheit der Hutus hinter ihnen stehe.

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