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Nordkorea ist ohne „Großen Führer“ handlungsunfähig

■ Gipfel abgesagt, Atomgespräche vertagt

Seoul/Pjöngjang (dpa/taz) – Nordkoreas Regierung läßt trauern – und verschafft sich Zeit für die innenpolitischen Entscheidungen hinter den Kulissen. In der nordkoreanischen Hauptstadt Pjöngjang und den Botschaften des Landes im Ausland versammelten sich gestern die Ehrengäste und würdigten den verstorbenen Staats- und Parteichef Kim Il Sung mit Blumenkränzen und Tränen. Chinas Staatspräsident Jiang Zemin überbrachte der Pekinger Vertretung Nordkoreas ein rund zweieinhalb Meter hohes Blumengebinde, verneigte sich dreimal vor dem Portrait Kims und schrieb „auf ewig Ruhm“ ins Kondolenzbuch.

Auch Kambodschas König Sihanouk, der lange Jahre im nordkoreanischen Exil verbracht hat, kam in die Pekinger Botschaft Nordkoreas. Dort versicherte er seine Unterstützung für den voraussichtlichen Nachfolger des verstorbenen „Großen Führers“, dessen Sohn Kim Jong Il. In Pjöngjang kamen gestern die höchsten Führungsgremien des Landes zusammen, das Zentralkomitee der Koreanischen Arbeiterpartei und die Oberste Volksversammlung. Sie sollten die Ernennung des neuen Staatschefs bestätigen. Eine Bekanntgabe wird erst in den nächsten Tagen erwartet.

Die wegen Kims Tod vertagten Genfer Gespräche zwischen den USA und Nordkorea über eine Beilegung des Atomstreits sollen zu einem noch unbestimmten Zeitpunkt nach der Beisetzung fortgesetzt werden. In Bonn äußerte US-Präsident Clinton die Erwartung, daß Pjöngjang die Unterbrechung nicht dazu mißbraucht, sein Nuklearprogrammm entgegen den Absprachen wieder aufzunehmen. „Wir werden wissen, wenn oder ob sie ihr Wort halten“, sagte Clinton. Das für den 25. bis 27. Juli geplante Gipfeltreffen zwischen den Staatschefs Nord- und Südkoreas wurde zunächst abgesagt. li

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