: Alliierte Soldatensender stellen Betrieb ein
■ AFN verabschiedete sich nach 49 Jahren mit dreistündiger Sendung / Auch der britische Sender verstummt / Medienanstalt entscheidet im Herbst über Frequenzen
Die beiden Berliner Stationen der alliierten Soldatensender AFN und BFBS haben gestern ihren Sendebetrieb eingestellt. Die Programme des „American Forces Network“ (AFN) und des „British Forces Broadcasting Service“ (BFBS) hatten die alliierten Soldaten jahrzehntelang mit Informationen aus ihrer Heimat versorgt, waren jedoch auch bei jungen Menschen aus Berlin und der DDR beliebt.
AFN verabschiedete sich nach 49jährigem Betrieb von seinen Hörern am Vormittag mit einer dreistündigen Sendung, in der frühere Moderatoren über die Zeit der Luftbrücke, den Bau der Mauer und die Besuche von US-Präsidenten in Berlin berichteten. In der letzten „Lunchtime show“ von BFBS plauderten die einstigen Radiomacher über die Anfänge des Soldatensenders und über legendäre Studiointerviews mit berühmten Persönlichkeiten.
AFN hatte am 4. August 1945 als erster westlicher Sender mit der Ausstrahlung eines zunächst 19stündigen Hörfunkprogramms begonnen. Zuletzt produzierten die Berliner täglich ein siebenstündiges Programm, das als lokales Fenster in das rund um die Uhr gesendete Programm der europäischen AFN-Zentrale in Frankfurt am Main eingespeist wurde. Das Programm, das von insgesamt 50 Mitarbeitern produziert wurde, war in einem Umkreis von 100 Kilometer um Berlin zu empfangen. Als Redakteure waren zumeist Soldaten tätig, die in einer dreimonatigen Ausbildung auf ihre Tätigkeit vorbereitet wurden.
Der britische Sender BFBS war zwar ebenfalls seit 1945 in Berlin zu hören, hatte sein dortiges Regionalstudio allerdings erst 1961 eröffnet. Die Berliner Redakteure produzierten täglich eine fünfstündige Sendung, die in das Programm der BFBS-Zentrale in Großbritannien eingespeist wurde. Die überregionalen Programme von AFN und BFBS werden auch nach der Schließung der regionalen Stationen zunächst auf den bisherigen Berliner Frequenzen weiter zu hören sein.
Über deren weitere Nutzung will die Berliner Medienanstalt im Herbst diesen Jahres eine Entscheidung treffen. Im Gespräch sind unter anderem ein 24stündiges Informationsprogramm des Sender Freies Berlin (SFB) und des Ostdeutschen Rundfunk Brandenburg (ORB) sowie ein „Uni- Radio“ der Freien Universität. AFP
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