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Hallo Fährhaus!

■ Das Junge Forum zeigt eine Boulevard-Oper von Gian-Carlo Menotti

Was nützt es, sich über die Gediegenheit der Hochschule für Musik und Theater aufzuregen. Ihre Absolventen lernen dort das Stadttheater-Handwerk und was in der Reihe Junges Forum Musiktheater dann hinten rauskommt kann auch nur entsprechend traditionell sein. Wagemut, Eigenwilligkeit oder Orientierung an großer Theaterkunst wird man in dieser Reihe somit nie zu sehen bekommen. Darum sollte man sich schon glücklich schätzen, wenn ein Abend in einer der Abschlußproduktionen nicht quälend langweilig wird.

Thilo Reinhardts Gesellenstück besaß immerhin diese Qualität. Gian-Carlo Menottis Radio-Oper Die alte Jungfer und der Dieb erzählt er flott und komödiantisch mit einigem Talent für professionelle Klischees. Das lüstern-kecke Hausmädchen (Anja Burkhardt), der naive Blaustrumpf (Michaele Siebert), die notorisch neugierige Schachtel (Julia Henning) und der von allen begehrte Dieb (Marcus Theil) beleben die karge Szenerie einer lustigen Bastelarbeit (Bühne: Jens Uwe Behrend) mit sicher vorgebrachtem Klamauk.

Aus dem Boden hochklappbare, zweidimensionale Möbel in perspektivischer Verzerrung liefern die Rüschen zur jeweiligen Szene. Einige flotte Regieeinfälle bereichern die musikalisch eher komode Oper und weisen dem Absolventen die Richtung ins Winterhuder Fährhaus. Boulevard-Theater bis hin zur Fernseh-Regie lassen sich aus derartigen Talenten entwickeln, die weniger Augenmerk auf die kritische Reflexion von Rollen als auf das Heischen nach schnellen Lachern über menschliche Schwächen legen.

Denn natürlich sind die Frauen in diesem Stück alle doof und am Ende geleimt und der Mann ist der Besitzer des Masterplans, dem die individuelle Freiheit schließlich über jede Dankbarkeit geht. Da es Reinhardt immerhin gelingt, seine Stereotypen im lockeren Plauderton zu inszenieren, kann man sich am Ende gut unterhalten fühlen und mit den vielen Freunden und Verwandten, die nahezu ausrasten vor Begeisterung, etwas mitklatschen.

Till Briegleb

Weitere Vorstellungen: 19./21./23./24. Juli, 20 Uhr, Zeisehallen

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