■ Das Portrait: Shoemaker-Levy 9
Einschlagstelle Foto: Reuter
Weißt Du, wie-viel Sternlein stehehen...? Nein? Kann ja auch keiner zählen, was da so durchs Weltall flirrt und zischt und flimmert. Und wenn die Astronomen schon mal mit konkreten Zahlen ankommen, wird's uns ganz schwurbelig im Kopfe. Grad so wie bei Theo Waigel: Wieviel, bitte, sind 67 Milliarden Mark Nettokreditaufnahme für'n kommenden Haushalt? Das reicht für 22,33 Milliarden Eis der Sorte Magnum Mandel, aber wie lange leckt eine wie große Zunge...?? Oje! Da schweift unser Blick von der Geldbörse hin zum Kontoauszug und zurück, und alle Grübelei führt in ein großes schwarzes Loch.
Wie groß? So groß wie die Hälfte des Erdumfangs? Das wäre dann ziemlich genau jener dunkle Fleck, den ein Bröckchen des Kometen Shoemaker-Levy 9 auf dem Jupiter hinterlassen hat, nachdem er dort einschlug (siehe auch Seite 2) – eins von 21, die anderen folgen! Mit 209.000 Stundenkilometern ist das Ding runtergebrezelt, ein Tempo, das auch Michael Schumacher ganz schön tief in den Formel-1-Sitz drücken würde. Das fetzt recht ordentlich, grad so, als explodierten 200.000 Megatonnen des Sprengstoffs TNT oder, wem dies die Vorstellungskraft sprengt: als flöge das 2.000fache Atomarsenal dieser Erde in die Luft.
Zur Veranschaulichung füllen wir nun einen Luftballon mit 3,5 Liter Wasser und werfen ihn aus dem Fenster des 5. Stocks. Um eine Wirkung zu erzielen wie das Kometenbröckchen, müssen wir das wiederholen, Moment mal und den Rechenschieber gezückt: X ist TNT geteilt durch Atom macht – gaaanz viele Ballons. Das ergab dann Samstag nacht einen Feuerball von 2.000 Kilometern Durchmesser, was endlich eine plastische Zahl ist, nämlich die Strecke von Berlin bis ein Stück hinter Neapel, das schaffen wir, wenn's not tut, mit drei Espressopausen.
Nun könnte man meinen, daß der Aufprall von so einem Trumm jenseitsmäßig rumpelt – Krach! Schmetter! Zoing! – und einem mächtig in den Ohren dröhnt. Hat's aber nicht. Ist alles 767 Millionen Kilometer weit weg passiert, und das ist ganz schön oft Berlin–Neapel hin und her. Das zeigt uns, daß Astronomen komische Menschen sind. „Wir sind Zeugen eines Ereignisses, das es vielleicht einmal in tausend Jahren gibt“, rief der Kometenentdecker Eugene Shoemaker in Baltimore beim Blick durchs Teleskop.
Was aber bedeutet das für Astronomiestudenten, die gerade ihr Vordiplom haben? Oje! Das kann dimensionsmäßig nur ein Astronom erfassen. Herr Thömmes
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