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„Völlig unannehmbar“

■ Serbenchef zum Genfer Teilungsplan

Sarajevo (AP/taz) – Einen Tag vor den entscheidenden Beratungen der Parlamente der bosnischen Muslime und der Serben ist der Teilungsplan für Bosnien offenbar bereits gescheitert. Wie zuvor schon andere bosnisch-serbische Führer nannte „Vizepremier“ Vitomir Popović den Plan „völlig unannehmbar“, weil der das Recht auf Vereinigung mit Serbien ausschließe. Popović, Serbenführer Radovan Karadžić und andere forderten die Versammlung mehr oder weniger offen auf, den Plan am Montag abzulehnen.

„Als Sieger dieses Krieges hat das serbische Volk ein Recht auf einen eigenen Staat und das Recht, sich mit anderen serbischen Staaten zu vereinigen“, sagte Popović. Karadžić hatte in einer Ansprache vor politischen Vertretern mehrerer bosnisch-serbischer Gemeinden am Samstag abend angekündigt, daß die Parlamentarier gegen den Plan stimmen würden, wenn die Staatengemeinschaft versuche, sie in die Ecke zu drängen und zu einem Ja oder Nein zu zwingen.

Im Fall der Ablehnung des Plans müsse die bosnisch-serbische Bevölkerung sich auf ein neuerliches Aufflammen der Kämpfe gefaßt machen, denn der „Feind“ sei gut bewaffnet und werde Luftunterstützung erhalten. In diesem Fall würden alle bosnischen Serben einschließlich der Frauen für den „totalen Krieg“ mobilisiert.

Der von den USA, Rußland, Deutschland, Frankreich und Großbritannien vorgelegte Teilungsplan sieht für die bosnisch- kroatische Föderation 51 Prozent und für die Serben 49 Prozent des bosnischen Territoriums vor. Die bosnischen Kroaten stimmten dem Plan am Samstag zu.

In Zagreb trafen sich am Samstag der für Südeuropa zuständige Nato-Oberbefehlshaber Leighton Smith, der UNO-Oberkommandierende für das frühere Jugoslawien, Bertrand de Lapresle, und sein Kollege für Bosnien, Michael Rose, um über das militärische Vorgehen in Bosnien nach Ablehnung bzw. Annahme des Teilungsplans zu sprechen. Nach dem Treffen äußerte ein Sprecher, alle denkbaren Formen militärischen Handelns seien diskutiert worden.

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