: Exodus aus Ruanda hält an
■ Flucht nun auch aus dem Südwesten / Heute Regierungsbildung in Kigali
Genf/Goma/Kigali (AP/AFP/ dpa) – Während die Ruandische Patriotische Front (RPF) gestern in der Hauptstadt Kigali das Ende des Krieges verkündete, führte der Massenexodus ins Nachbarland Zaire dort zu katastrophalen Zuständen. Nachdem aus dem Nordwesten Ruandas bereits weit über 600.000 Menschen über die Grenze in das zairische Goma gezogen sind und noch mehrere hunderttausend Flüchtlinge dort erwartet werden, verlassen Ruander nun auch den französisch besetzten Südwesten Ruandas. Aus der Region um Cyangugu in der französischen „Schutzzone“ sind nach Angaben des Roten Kreuzes seit Sonntag 100.000 Menschen in das zairische Bukavu geflohen. In Cyangugu hält sich seit Sonntag die Spitze der früheren ruandischen Regierung auf; sie war zuvor aus dem von der RPF eroberten Gisenyi geflohen. Das Einrücken von Soldaten der einstigen Regierungsarmee in die „Schutzzone“ hatte bereits zu einer Destabilisierung geführt.
In der ruandischen Hauptstadt Kigali rief gestern die RPF ihren Sieg und eine Waffenruhe aus. RPF-Kommandant Paul Kagame sagte, der Krieg sei beendet. Nun müßten die Flüchtlinge zur Rückkehr bewegt werden. Am heutigen Dienstag solle eine neue Regierung eingesetzt werden. Staatspräsident wird Pasteur Bizimungu, RPF-Mitglied und Angehöriger des ruandischen Hutu-Mehrheitsvolkes. Premierminister wird mit Faustin Twagiramungu auch ein Hutu. Damit will die von der Tutsi- Minderheit dominierte RPF Befürchtungen zerstreuen, sie wolle eine Tutsi-Diktatur errichten.
Im zairischen Goma nahm gestern die UNO ihre Luftbrücke zur Versorgung der Flüchtlinge wieder auf. Sie war am Sonntag ausgesetzt worden, nachdem der Flughafen unter Beschuß geraten und in einer darauf folgenden Massenpanik unter den Flüchtlingen 100 Menschen gestorben waren. Heute soll ein mit zehn Mann besetztes Bundeswehrflugzeug mit Hilfsgütern in Goma landen. Siehe Seite 3
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen