Bürger gegen Abgase

■ Neustadt: Straße zur Spielzone gemacht

Engagierte AnwohnerInnen der Donaustraße in der Neustadt haben gestern nachmittag den Straßenabschnitt zwischen Pappelstraße und Lahnstraße kurzerhand zur Spielzone erklärt. Sie protestierten gegen die hohe Luftverschmutzung durch Autoabgase in ihrem Wohnviertel, die durch eine vor kurzem veröffentliche Umweltstudie der Gesundheitssenatorin Gaertner bekannt geworden war. Deshalb spannten sie Seile quer über die Straße und befestigten selbstgemalte Plakate daran – gut sichtbar für jeden Vorbeieilenden auf der Pappelstraße. Anlieger sollten sich Gedanken über ihr Verkehrsverhalten machen. Könnte das Auto nicht oft durch Fahrrad oder ÖPNV ersetzt werden? Oder ginge es nicht auch „per pedes“? Gleich hinter den Schildern wurde eine große Kaffeetafel aufgebaut, und dahinter blieb noch viel Platz zum Tollen und Toben – einmal erlaubterweise auf der Straße spielen!

Entstanden war die Idee in „Nachbars Garten“. Christa Casper und Gaby Kayser waren durch die Schlagzeilen, die der Umweltbericht der Gesundheitssenatorin in den Zeitungen verursacht hatte, empört und verunsichert. Das Gutachten hatte die hohen Belastungen der BremerInnen durch den Autoverkehr nachgewiesen. Sie wollten die Abgasbelastung wegen ihrer Kinder nicht einfach so hinnehmen. Gaby Kayser: “Wir wollten selber etwas tun und dachten, wir beginnen am besten dort, wo wir wohnen, auch wenn die Donaustraße längst nicht so belastet ist wie die angrenzenden Verkehrsstraßen.“

In erster Linie richtete sich der Appell an die übrigen Neustadtbewohner, aber in zweiter Linie natürlich auch an den Bausenator, der Maßnahmen zur Verkehrsberuhigung einleiten soll. Wünschenswert wären auch spontane Nachahmer der Aktion in den Nachbarstraßen. Über positive Resonanz konnten sich die „Donauakteure“ jedenfalls schnell freuen. Sie hatten sich kaum zu Tisch gesetzt, als schon der erste Passant sein Lob aussprach: “Wo kann ich unterschreiben“, war seine erste Frage, und er war enttäuscht als es dazu keine Möglichkeit gab. Schließlich hätte er die Aktion gerne unterstützt. Dazusetzen? – Keine Zeit! Selber aktiv werden? – In der Lahnstraße, seinem Wohnsitz, nicht zu machen! Vielleicht hätte sich der junge Mann, wäre er Vater von zwei Kindern, anders entschieden. F.S.