: Ära des Krieges nähert sich dem Ende
Politische Begegnungen in Jordanien: US-Außenminister Christopher traf König Hussein, und erstmals reiste der israelische Außenminister Peres offiziell in das Haschemitenreich ■ Aus Amman Khalil Abied
Das ist eine Morgendämmerung für die ganze Region.“ Mit diesen Worten beschrieb der jordanische König Hussein gestern auf einer gemeinsamen Pressekonferenz mit dem US-amerikanischen Außenminister Warren Christopher die jüngsten Entwicklungen im nahöstlichen Friedensprozeß. Am Vorabend war die erste Runde der bilateralen israelisch-jordanischen Verhandlungen zu Ende gegangen. Christopher war nach Jerusalem und Damaskus in der jordanischen Hauptstadt Amman eingetroffen, wo er eine einstündige Begegnung mit dem Haschemitenherrscher hatte. „Diese Entwicklungen werden den Weg für einen umfassenden und gerechten Frieden freimachen“, sagte der König.
Optimismus legte auch Christopher an den Tag: die Kriegsära im Nahen Osten nähere sich dem Ende, erklärte er. Da die Dinge auf US-amerikanischen Druck hin in Bewegung geraten waren, konnte Christopher seinem Gastgeber zusichern, vom Kongreß entsprechende Maßnahmen zu fordern, damit Jordanien die versprochene Militärhilfe und einen Schuldenerlaß in Höhe von 700 Millionen Dollar auch tatsächlich erhält. „Wir glauben, daß es für den Friedensprozeß von großer Bedeutung ist, den Parteien zu helfen, die sich diesem Prozeß verpflichten“, sagte der US-Außenminister.
Abkommen erst später
Anschließend traf sich Christopher mit dem jordanischen Ministerpräsidenten Abdel Salam Madschali und dem israelischen Außenminister Schimon Peres, der das erste Mal offiziell nach Jordanien gereist war. Am kommenden Montag wird es dann in Washington zu einem ersten Gipfeltreffen zwischen König Hussein und dem israelischen Ministerpräsidenten Jitzhak Rabin kommen. Ein Friedensabkommen kann aber nach Auffassung des jordanischen Königs erst geschlossen werden, wenn in den bilateralen Verhandlungen mit Israel die Probleme der Grenze und des Wassers gelöst sind. Diese Fragen waren auch Thema der Gesprächsrunde, die am Montag und Dienstag in Wadi Araba im Süden des Landes stattfand. In einer gemeinsamen Schlußerklärung ist von einem „ernsthaften Fortschritt“ die Rede. „Zum ersten Mal haben die Israelis anerkannt, daß wir ein Recht auf Land und Wasser haben“, sagte ein Mitglied der jordanischen Delegation, das anonym bleiben wollte. „Außerdem konten wir uns auf einen Mechanismus einigen, wie jetzt in drei Arbeitsgruppen zu den Grenzfragen, dem Wasser- und dem Sicherheitsproblem alle Fragen ausführlich diskutiert und Lösungen gesucht werden.“ Die eigentliche Arbeit an den Details fängt also jetzt erst an. „Aber wir haben vereinbart, daß es kein Zurück geben wird“, betonte der Gesprächspartner.
Grenzen und Sicherheit
Hinsichtlich der strittigen Grenze hat die israelische Delegation nach jordanischen Angaben zugestimmt, die unter dem britischen Mandat im Jahre 1922 festgelegte Grenze als Diskussionsgrundlage zu akzeptieren. „Das Problem ist, daß der Grenzverlauf auf keiner Landkarte eingezeichnet wurde, sondern nur in schriftlichen Protokollen festgelegt wurde“, sagte ein Delegationsmitglied. Daher habe Israel sich dem zunächst widersetzt, mit dem Argument, dies ließe sich heute nicht mehr rekonstruieren. Strittig war auch, inwieweit die Grenzfrage die israelischen Sicherheitsinteressen berührt. Hier insistierte die jordanische Delegation auf einer Rückgabe der strittigen Gebiete, ehe Kompromisse in der Frage der Sicherheit ausgehandelt werden. Was die Wasserproblematik anbelangt, hat Israel nunmehr indirekt anerkannt, daß auch Jordanien ein Recht auf das Wasser der Flüsse Jarmuk und Jordan hat. Dies wird im Haschemitenreich als Erfolg gewertet. Die bilateralen Verhandlungen sollen nun am 8. August fortgesetzt werden.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen