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■ Mit Bretton Woods auf du und duDurchmarsch der „Dollar-Imperialisten“

Berlin (taz) – Während in der Normandie die alliierten Streitkräfte die deutsche Wehrmacht erst einige Fußbreit zurückgedrängt hatten und im Reich der Anschlag auf Hitler gerade gescheitert war, planten die Vertreter von 44 Staaten schon die ökonomische Nachkriegsordnung. Am 22. Juli 1944 – der Duce weilte zu Besuch beim Führer, Bomben fielen auf Berlin – ging die dreiwöchige „alliierte Währungs- und Finanzkonferenz“ im Badeörtchen Bretton Woods im US-Staat New Hampshire zu Ende.

Schon seit 1941, noch bevor sie in den Krieg eintraten, hatten die USA versucht, die „Möglichkeiten einer internationalen Zusammenarbeit zur Herstellung geordneter Wirtschaftsverhältnisse“ auszuloten. Im Mai 1944 wurde es dann konkret: Nach einem Vorbereitungstreffen lud Präsident Roosevelt alliierte und assoziierte Regierungen für den 1. Juli nach Bretton Woods ein. Das Hamburger Fremdenblatt giftete: „Der jüdische USA-Finanzminister Morgenthau ... beharrt darauf, die US-amerikanische Goldvormacht zu einer allgemeinen Wirtschaftsordnung auszuweiten.“

300 Delegierte aus 44 Staaten reisten an – unter ihnen ebenso Vertreter der französischen Exilregierung in Algier wie Äthiopiens und der Sowjetunion; Stalins Männer unterschrieben allerdings später dann doch nicht. Einig waren sie sich in dem Ziel, den Welthandel und die Investitionstätigkeit nach Kriegsende wieder anzukurbeln. Auf jeden Fall wollten sie eine Wiederholung der Weltwirtschaftskrise wie in den 30er Jahren vermeiden.

Zwei neue Institutionen wurden in Bretton Woods gegründet: Der Internationale Währungsfonds (IWF) sollte kurzfristige Hilfen leisten, wenn die Zahlungsbilanz eines Landes ins Minus abrutschte. Die Internationale Bank für Wiederaufbau und Entwicklung (kurz Weltbank genannt) war für längerfristige, projektgebundene Finanzierung zuständig – zunächst vor allem im vom Krieg zerstörten Europa, wo aber bald der Marshallplan diese Aufgabe übernahm. Das Bretton- Woods-Duo war ursprünglich als Trio gedacht. Doch die geplante Welthandelsorganisation kam damals nicht zustande. Erst 50 Jahre später, im Frühjahr 1994, konnte sich die Staatengemeinschaft auf die Einrichtung der WTO einigen.

Die USA setzten ihre Vorstellungen weitgehend durch. Der US-Dollar, damals noch mit Goldreserven garantiert, wurde zur Leitwährung. Nur Länder mit Defiziten in der Zahlungsbilanz müssen einen harten Anpassungskurs einschlagen. Ein alternativer Plan des Briten John Maynard Keynes, der sowohl Schuldner- als auch Gläubigerländer in die Pflicht nehmen wollte, wurde abgeschmettert. Kein Wunder, denn die Hälfte der 44 Delegationen kam aus der direkten Einflußsphäre der USA, vor allem aus Lateinamerika; viele europäische Exilregierungen waren hingegen ohne reale Macht. Bezeichnend auch, daß die neuen Organisationen in Washington im Blickfeld der US-Regierung angesiedelt wurden. Die Entwicklungsländer hatten hingegen kaum etwas zu melden: 1944 waren die wenigsten von ihnen bereits unabhängig.

Der Nazi-Wirtschaftsminister Walther Funk kochte: „Wenn die USA die Gold-Dollar-Währung international durchsetzen, wäre dies die Erfüllung der letzten Kriegsziele der amerikanischen Gold- und Dollarimperialisten.“ Ganz ähnlich das spätere Urteil von linker Seite: Das Bretton- Woods-System diene im wesentlichen dazu, die weltweite Expansion US-amerikanischen Kapitals zu sichern. Nicola Liebert

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