: Schwacher Dollar stärkt den Aufschwung
■ Das DIW korrigiert seine Prognose
Berlin (dpa) – Mister Greenspans Bremse, die Schwäche des US-Dollar und eine gewisse Hektik der Finanzchefs in den Industrien haben dem Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) einen Streich gespielt. Die stets etwas kritischer als ihre Kölner und Münchener Kollegen argumentierenden Berliner hatten Anfang des Jahres einen Rückgang des deutschen Bruttoinlandsprodukts um 0,5 Prozent vorausgesagt. Die Halbjahreszahlen haben sie eines Besseren belehrt. Der deutsche Aufschwung kommt doch, auch das DIW erwartet jetzt in diesem und im kommenden Jahr ein Wirtschaftswachstum von etwa zwei Prozent.
In Ostdeutschland dürfte die Wachtumsrate sogar 8,5 Prozent erreichen. Heiner Flassbeck, Leiter der Konjunkturabteilung entschuldigt den Frühjahrsirrtum mit einer „Zinswende, die niemand voraussehen konnte“. Die notorischen Trippelschritte der Bundesbank und die Streitereien des amerikanischen Präsidenten mit seinem Notenbankchef scheinen den Berlinern entgangen zu sein. Nun aber müsse, hat Flassbeck erkannt, die Entwicklung auf den Kapitalmärkten als „entscheidende Ursache für das Anziehen der Inlands- und Auslandsnachfrage“ betrachtet werden. Die Erhöhung der langfristigen Zinsen in den USA habe sich auf Europa ausgewirkt, Investitionen seien vorgezogen worden, um sie noch günstig finanzieren zu können. Die anhaltende Dollar-Schwäche lasse sich mit einer weltweiten Tendenz zu kurzfristigen Anlagen erklären. Davon profitierten die Währungen der europäischen Länder, in denen kurzfristige Kredite höher verzinst werden als in den USA. Die Jobs jedoch wachsen nicht mit. Die Arbeitslosenqute wird nach Meinung des DIW 1995 in Westdeutschland auf 8,6 Prozent steigen und in Ostdeutschland bei 16,8 Prozent verharren. Im Westen werden 2,645 Millionen Menschen arbeitslos sein, im Osten 1,21 Millionen. DIW-Präsident Lutz Hoffmann sagte gestern, von einer Gefährdung der deutschen Wettbewerbsfähigkeit durch überhöhte Lohnnebenkosten könne dennoch keine Rede sein. Die Durchschnittslöhne sollten vielmehr mittelfristig um vier Prozent jährlich wachsen. 1995 müsse man sich aber noch mit 2,5 bis 3 Prozent begnügen.
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