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Gegen die „Zeitbomben in der Leichtbauhalle“

■ Hamburg: Demo gegen Atomlager in Gorleben / Polizei möchte „Castornix“ räumen

Trotz brütender Hitze haben in Hamburg am Samstag 250 AtomkraftgegnerInnen – darunter viele junge Leute und nur wenige „Anti-Atom-Oldies“ – gegen die Einlagerung hochradioaktiver abgebrannter Brennelemente in das Zwischenlager Gorleben im Wendland demonstriert und die Stillegung aller Atomanlagen gefordert. Unter lautstarkem Trommeln und zu den Klängen der traditionsreichen holländischen Anti-Atom-Band „Bots“ („Alle Menschen, die gegen Atomkraftwerke sind, sollen aufstehen!“) zog die schwitzende Menge durch die City.

Kundgebungsredner gingen erneut mit dem Atomkurs der Bundesregierung scharf ins Gericht und verlangten eine Abbkehr von der Atomtechnologie, da die Entsorgungsproblematik nicht gelöst sei. Weil weltweit kein geeignetes Endlager für Atommüll gefunden worden ist, werde nun das Zwischenlager als „Entsorgungsnachweis“ mißbraucht – Voraussetzung für den weiteren Betrieb von Atomkraftwerken. Atombehälter mit der vielfachen Zerstörungs- und Strahlungsenergie der Hiroshima-Bombe sollten einfach in eine „Leichtbauhalle“ transportiert und dort auf Jahre deponiert werden. Niemand wisse, was in ein paar Jahren mit dem Atommüll geschehen solle.

Unterdessen geht der psychologische Kleinkrieg im Wendland weiter. Streitpunkt: das Hüttendorf „Castornix“, in dem sich derzeit 100 Menschen aufhalten und das abends Veranstaltungszentrum ist. Die Kriminalpolizei und das Bauamt in Lüchow versuchen den Grafen Bernstorff, dem der Wald neben dem Zwischenlager gehört, unter Druck zu setzen und zur Entfernung von „Castornix“ zu zwingen. Begründung: Waldbrandgefahr. Der Graf hat daraufhin einige Atomgegner als „forstwirtschaftliche Helfer“ verpflichtet, um die tatsächlich vorhandene Wandbrandgefahr einzudämmen. Wolfgang Ehmke, Sprecher der Bürgerinitiative: „Es werden alle erdenklichen Sicherheitsvorkehrungen getroffen.“ Kai von Appen

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