Erneut Brandsätze

■ Sechs Verletzte bei Brandanschlag auf türkisches Vereinslokal in Kreuzberg / Anschlag auf türkischen Imbiß im Wedding

Auf das Vereinslokal des türkischen Fußballvereins Türkel e.V. in der Kreuzberger Skalitzer Straße ist in der Nacht zu Sonntag ein Brandanschlag verübt worden. Sechs Personen wurden verletzt, davon drei schwer verletzt. Laut Polizeibericht befanden sich kurz nach Mitternacht noch neun Personen im Lokal, als zuerst ein Stein und gleich darauf zwei Molotowcocktails durch die Scheiben geworfen wurden. Das Mobiliar stand sofort in Flammen. Ahmed A. (75), der hinter der Theke stand, erlitt dabei so schwere Verbrennungen, daß er auf die Intensivstation des Urbankrankenhauses gebracht werden mußte. Der 27jährige Vereinsspieler Gürsel G. und der 22jährige Oberliga- Schiedsrichter Türksoy M. wurden ebenfalls schwer verletzt. Die Feuerwehr benötigte rund zwanzig Minuten, um die Flammen unter Kontrolle zu bringen. Dennoch brannten die Räume des Vereinslokals völlig aus. Bei dem etwa zur gleichen Zeit begangenen Anschlag auf einen Imbißstand im Wedding, der ebenfalls mit Brandsätzen durchgeführt wurde, kamen keine Personen zu Schaden, da der Inhaber den Stand bereits geschlossen hatte. Kurz vor Mitternacht warfen Unbekannte die Verglasung des Eingangsbereiches ein und schleuderten vier Brandsätze in den Schankraum. Nach Mitteilung der Polizei entzündeten sich diese zwar zunächst, gingen aber von alleine wieder aus. Dabei soll es nur zu leichtem Sachschaden gekommen sein.

Erst am vergangenen Donnerstag war in der Reinickendorfer Straße im Wedding ein Brandanschlag auf ein türkisches Café versucht worden. Die unbekannten Täter warfen nach Augenzeugenberichten Steine gegen die Fensterscheiben des Lokals, schafften es jedoch nicht, die Scheiben zu zerstören und mußten unverrichteter Dinge wieder abziehen. Am 5. Juli hatten unbekannte Täter, ebenfalls in der Reinickendorfer Straße, das Café Konak angegriffen und zwei Brandsätze in das Lokal geschleudert, das völlig ausbrannte. Auch bei einem Anschlag auf ein türkisches Reisebüro in der Soldiner Straße im Wedding waren die Geschäftsräume völlig zerstört worden.

Die Gemeinsamkeit bei allen fünf Fällen: die betroffenen Geschäftsleute können sich Gründe für die Anschläge nicht vorstellen und haben nach eigenem Bekunden keine Feinde. Nach Angaben eines Sprechers des polizeilichen Lagedienstes lagen gestern nachmittag noch keine weiteren Erkenntnisse über die Hintergründe der Taten vor. Allerdings, so der Sprecher weiter, sei der Staatsschutz in die Ermittlungen einbezogen worden, um zu überprüfen, ob möglicherweise politische Hintergründe vorliegen. Peter Lerch