: Unehelich gleich ehelich
■ Justizministerin will das Kindschaftsrecht reformieren
Bonn (epd) – Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP) hat angekündigt, die rechtlichen Unterschiede ehelicher und nichtehelicher Kinder weitgehend abzubauen. Entsprechende Vorschläge für das Sorge-, das Umgangs- und das Abstammungsrecht hat eine Arbeitsgruppe ihres Ministeriums ausgearbeitet. Die Neuordnung solle in der nächsten Legislaturperiode im Zuge einer Gesamtreform des Kindschaftsrechts verabschiedet werden.
Die unterschiedliche Rechtsprechung für eheliche und nichteheliche Kinder widerspreche der Tatsache, daß heute viele nichteheliche Kinder in intakten Lebensgemeinschaften lebten, sagte Leutheusser-Schnarrenberger gestern. Ihren Angaben zufolge lag der Anteil nichtehelicher Kinder im Jahr 1992 in den alten Bundesländern bei 11,6 Prozent (rund 83.000 Kinder), in den neuen Bundesländern bei 41,8 Prozent (36.900). Im Abstammungsrecht solle es künftig keine begriffliche Unterscheidung mehr zwischen beiden Gruppen geben.
Ferner soll die gemeinsame Sorge geschiedener Eltern, die bislang nur nach gerichtlicher Entscheidung möglich ist, erleichtert werden. Eltern sollten künftig auch nach der Scheidung die gemeinsame Sorge behalten, solange kein Antrag auf Alleinsorge gestellt werde. Dem Elternteil, bei dem sich das Kind rechtmäßig aufhalte, müsse jedoch eine Alleinentscheidungsbefugnis in Angelegenheiten des täglichen Lebens gesichert werden. Rund 100.000 Kinder sind nach Angaben der Ministerin jährlich von Scheidung betroffen.
Auch die gemeinsame Sorge unverheirateter Eltern soll zukünftig nicht mehr davon abhängen, ob Vater und Mutter zusammenleben.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen