Die Hilfsbereitschaft für Ruanda wächst

■ Neuer Rundfunksender soll Ära der Rassenhetze beenden / Spendenkampagnen

Berlin (taz) – Es gibt Gutes zu berichten aus Ruanda. Die weltweite Hilfsbereitschaft wächst täglich. Und nicht zuletzt kommt dieser Tage die Inbetriebnahme eines alternativen Radiosenders in Gang, der nach Monaten rassistischer Hetze im ruandischen Äther jetzt erstmals objektive Informationen ausstrahlen soll: „Radio Gatashya“ – „die Schwalbe, die gute Nachrichten bringt“.

Der von der internationalen Journalistenorganisation „Reporters sans frontières“ mit UNO-Finanzhilfe betriebene Sender sendet voraussichtlich ab Montag von den zairischen Städten Bukavu und Goma aus und soll später nach Ruanda umziehen. Er soll laut „Reporters sans frontières“ ein „Service-Radio für die Opfer des ruandischen Konflikts“ werden. Sein Sendebeginn trifft zusammen mit dem Sendeschluß des privaten „Radio Mille Collines“, das seit seiner Entstehung im Juli 1993 gegen die Versöhnung zwischen Hutu und Tutsi agitierte und in den letzten Monaten zur „Auslöschung“ der Tutsi- Minderheit aufrief. Seit gestern ist der zuletzt aus Zaire operierende Piratensender verstummt; Ruandas neue Regierung will seine Leiter als Kriegsverbrecher vor Gericht stellen.

Nach den USA haben jetzt auch Großbritannien, Irland und die Niederlande die Entsendung von Truppen für die Flüchtlingshilfe angekündigt. Die deutsche Bundeswehr beschränkt sich auf die Lieferung von Lastwagen; in Goma will das Auswärtige Amt eine „Koordinierungsstelle Ruanda“ einrichten. Ruanda-Spendenaufrufe finden weltweit großen Widerhall – sogar die Regierung des armen Sahel-Staates Burkina Faso hat Spenden gesammelt und stellt jetzt umgerechnet 150.000 Mark zur Verfügung. In Berlin hat ein gemeinsamer Spendenaufruf von SFB, ORB und Tagesspiegel in wenigen Tagen 1,15 Millionen Mark erbracht (Konto 949494, Berliner Bank, BLZ 10020000, Stichwort: Ruanda).

Dominic Johnson Seite 9