piwik no script img

Ferien mit Tante Ingeborg von Uli Exner

Die Hitze macht Tante Ingeborg schon Sorgen. Nö, nicht so sehr wegen des Ozons – „son-neumoderner-Kram-Früher-war's-auch-heiß-Die-soll'n-sich-nicht-so anstellen-Kaltes-Fußbad-hilft-immer“.

Eher schon wegen der Rosen hinter der Garage – „die-stehen-mitten-in-der-Sonne-und-mein-Herbert-ist-doch-immer-so-unzuv erlässig-mit'm-Gießen.

Weshalb unsere Telefonrechnung inzwischen in astronomische Höhen gestiegen sein dürfte. „Und-denk-auch-an-die-Kapuzinerkresse-Herbert-Ja-sag-ich-doch-Ka-pu-zi-n er-kres-se-Nun-stell-dich-nicht-so-dusslig-an-die-mit-den-orangen-Blüten -gleich-neben-der-Gartentür.“ ... „Was-soll-das-denn-heißen-Herbert-Da-sind-gar-keine-Blüten?...“.

Die leise Hoffnung auf einen spontanen Ferienabbruch zwecks Rettung sorgfältig gepflegter Cellescher Kleingartenkulturen erfüllte sich nicht. „Ach-dieser-Kerl-ist-aber-auch-zu-nichts-nutze-Aber-davon-lassen-wir-uns -doch-nicht-das-Wochenende-verderben-Kinder-Holste-uns-mal-ein-Eis?-Für- mich-drei-Kugeln-Erdbeer-Strackiatella-Zitrone-Mit-viel-Sahne-und-Eierli kör.“

Eierlikör war aus, was Tante Ingeborg – mit den Füßen in der Salatschüssel plantschend die Gelegenheit zum nächsten Auftrag verschaffte. „Frag-doch-mal-euern-Nachbarn-das-ist-doch-so-ein-netter-Mann-Also-von-d em-könnte-sich-mein-Herbert-mal-eine-Scheibe-abschneiden.“

Unsere Beziehungen zu Herrn Meyer-Bönnigstedt von nebenan könnte man durchaus als unterkühlt bezeichnen. Aber derartige Hinweise pflegt Tante Ingeborg zu überhören. „Nun-geh-schon-sonst-zerläuft-das-Zeug-noch-ganz-Mach-schon.“

Nachbars Feinripp-Unterhemd ließ auf eine ausgeprägte Vorliebe für Erdbeereis schließen, sein Fernseher a) auf eine innige Beziehung zu im Kreis fahrenden Selbstmordkandidaten und b) auf einen Gehörschaden im fortgeschrittenen Stadium. „Sie haben absolut nichts verpaßt, meine Damen und Herren, Schuhmacher hat sich an unsere Absprache gehalten, nicht in einer Werbeunterbrechung zu überholen.“ Klasse Sport, diese Formel 1.

Meyer-Bönnigstedt kommt aus der Küche zurück. „Aber nur weil's für ihre Tante ist, so'ne nette Verwandtschaft hätte ich Ihnen gar nicht zugetraut.“ Auf nähere Erläuterungen verzichtet Meyer-Bönnigstedt.

Die Glotze gröhlt, der Nachbar auch. „Los Schumi, hol Dir den Öschi!“ Flucht aus der Hölle von Hockenheim.

Denkste. „Guck-mal-da-brennt's.“ Tante Ingeborg, links das Eis, rechts die Fernbedienung, stößt mit dem Fuß die Salatschüssel um. Reporterglück: „Aaah, da kommt die Zeitlupe“. Tantenglück: „Guck-doch-mal-wie-neulich-bei-uns-in-Celle-zwei-Lauben-total-ausgebrann t-Ne-halbe-Stunde-hat-die-Feuerwehr-gebraucht-ne-geschlagene-halbe-Stund e-Haste-denn-nun-den-Eierlikör?“

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen