piwik no script img

■ Mit Ozonschäden auf du und duDas Pflanzenleid

Berlin (taz) – Ozon gilt inzwischen als Luftschadstoff Nummer eins für Pflanzen. Während Sellerie und Erdbeeren relativ unbeeindruckt vom Ozon weiterwachsen, reagieren Tomaten, Weizen, Tabak und Radieschen mit Wachstumsstreik und braunen Blattspitzen auf die chemische Verbindung von drei Sauerstoffatomen. Auch bei Bäumen gibt es sehr unterschiedliche Toleranzgrenzen: Lärchen, Ebereschen und Walnußbäume lassen schnell Nadeln und Blätter aus der Krone fallen, während Fichten, Birken und Rotbuchen den Menschen ihre autobedingte Ozonproduktion weniger übel nehmen.

Die Pflanzen inhalieren das Ozon unfreiwillig durch ihre Spaltöffnungen an den Blättern. Dort stört das Reizgas den Stoffwechsel der Zellen und verändert ihre Struktur. Zum Glück halten die grünen Zeitgenossen gegenwärtig wegen Austrocknungsgefahr ihre Poren fest verschlossen – sonst sähe es bei den hohen Konzentrationen noch schlechter für sie aus.

Über die Frage, ab wann mit Ernteeinbußen zu rechnen ist, streiten sich die Gelehrten. Jürgen Bender von der Bundesforschungsanstalt für Landwirtschaft in Braunschweig bietet bei Sommerweizen 100 bis 120 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft. „Das wurde europaweit getestet“, sagt der Wissenschaftler. Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) hält dagegen: Schon 50 Mikrogramm in der Wachstumszeit führten zu einer Verkleinerung der Ähren. Das habe das Umweltinstitut in München bewiesen.

Wie auch immer: Fest steht, daß bei so hohen Ozonwerten wie zur Zeit die Scheunen leerer bleiben werden, als es ohne das Reizgas der Fall wäre. Das Schweizer Bundesamt für Umwelt, Wald und Landwirtschaft geht davon aus, daß die Verluste bei manchen Pflanzensorten bis zu 30 Prozent betragen. „Angenommen, die gesamten Ernteverluste liegen bei nur 3,5 Prozent, wie dies für die Niederlande abgeschätzt wurde, so wären dies innerhalb der EU Verluste von mehr als 10 Milliarden Mark“, schreibt der BUND. Solch konkrete Zahlen mag Bender noch nicht nennen: „Die Forschungsergebnisse sind noch zu unsicher.“ In den USA aber wird der Wirtschaftsschaden durch Ozon bereits offiziell mit drei bis fünf Milliarden Dollar beziffert. Annette Jensen

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen