: Rote Socke Sparstrumpf?
■ Die „Bild“-Zeitung enthüllt den allerneuesten PDS-Finanzskandal
Berlin (taz) – „Bild kämpft für Sie“. So heißt eine der beliebten Parolen im bundesweit vertriebenen Springer-Blatt. Die Schlagzeile ist Programm. Gekämpft wird dieses Mal gegen rote Socken. Denn diese sind – wie gestern in Bild zu lesen war – in Wahrheit Sparstrümpfe. 14,2 Millionen Mark soll die PDS, die Partei der Socken, rechtswidrig aus dem früheren Vermögen ihrer Vorgängerin SED abgezweigt und im Ausland geparkt haben.
Untersuchungen der Parteivermögenskommission hätten das ergeben, melden Springers Erben, die illegalen Transfers hätten Gysi und GenossInnen in einem Bericht an den Bundestag auch noch wahrheitswidrig als „Unterstützung linker Bewegungen im Ausland“ verschleiert.
Der Text wie ein Krimi: PDS- Funktionäre waren es, die zwischen dem 9. April und dem 28. Mai 1990 ganze 13,7 Millionen in bar vom Valuta-Konto „Rose“ der Deutschen Handelsbank abhoben. Weitere 320.000 Dollar kamen aus dem Bargeldbestand der PDS. Zusammen 14,2 Millionen in bar, die ein PDS-Funktionär dann in der ersten Jahreshälfte 1990 einem Treuhänder der früheren SED- Tarnfirma Orvag AG im Westen übergeben haben soll. Dieser eröffnete neue Strohmann-Konten. Und dort ist das Geld immer noch gebunkert, obwohl es der Treuhänder mittlerweise sogar habe zurückgeben wollen. Der Plott: Dem Manne hätten PDS-Funktionäre geraten, das Geld zu behalten und sein Testament zugunsten der PDS zu machen.
Die Kommission wird zitiert: „Zusammenfassend sprechen alle bisher bekannten Einzelheiten dafür, daß ... die gesamte Spitze des PDS-Vorstands von Anfang an ... unterrichtet war und der Parteivorstand außerdem alle Entscheidungen über die Maßnahmen des Verbergens dieser Werte selbst getroffen hat.“
Eine schöne Geschichte, im Wahlkampf zudem, nur leider nicht ganz neu, ein bißchen unvollständig dazu. „Olle Kamellen“, stöhnt die Urlaubsvertretung des PDS-Schatzmeisters nach der Lektüre. Und da ist er sich – selten genug in der Auseinandersetzung zwischen Kommission und PDS – mit den Vermögensaufsehern einig. Der über Nachrichtenagenturen hochgepuschte Krimi ist in der Tat nur zweite Auflage. Die Story wurde schon vor etlichen Monaten durch die Medien genudelt. Restlos geklärt ist deren Hintergrund immer noch nicht, dennoch hat sich zwischenzeitlich etwas ereignet. Von den aufmerksamen Bild- Mitarbeitern offenbar unbemerkt, konnte die Kommission mit Hilfe der Treuhandanstalt über zehn der 14 Millionen sicherstellen. Sie parken jetzt ordnungsgemäß auf Konten in der Bundesrepublik. Wolfgang Gast
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