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Auf Schmusekurs

■ Bundesanstalt für Arbeit setzt Hoffnungen auf private Jobvermittler

Berlin (taz) – Noch bevor die ersten Lizenzen für private Jobvermittler ausgestellt sind, beginnt die Bundesanstalt für Arbeit (BA), sich mit den Newcomern und möglichen Konkurrenten anzufreunden. So erklärte etwa ihr Vorstandsvorsitzender Josef Siegers gestern, er erwarte sich von den Privaten eine Entlastung des Arbeitmarktes.

Entwarnung gab auch Ulrich Walwei, wissenschaftlicher Mitarbeiter beim Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung der BA. Er hat einen Bericht über die Lage in Ländern verfaßt, in denen private Agenturen zum Teil schon seit Jahrzehnten neben öffentlichen Arbeitsämtern arbeiten. Das Papier wird in endgültiger Fassung erst in einigen Wochen vorliegen. Sein Fazit: Konkurrenz zwischen Öffentlichen und Privaten sei in diesen Ländern genauso selten eingetreten wie eine regelmäßige Zusammenarbeit. Der Anteil der von Privaten vermittelten Einstellungen liege zwischen rund drei Prozent in Dänemark und 18 Prozent in der Hochburg Schweiz. „In den untersuchten Ländern entwickelt sich die Zahl der privaten Agenturen rapide nach oben“, so Walwei. Sie konzentrierten sich vor allem auf Großstädte und zählten vornehmlich größere Betriebe und beschäftigte Stellensuchende zu ihren Klienten. Gleichzeitig widmeten sich viele Agenturen einer klar abgegrenzten Zielgruppe. So gebe es in Großbritannien eine Senioren-Vermittlung „success over 60“. Auch in der Bundesrepublik seien Spezialisierungen auf Berufsgruppen oder Regionen zu erwarten. Denkbar seien auch Büros für Frauen oder BerufsrückkehrerInnen. „Wie breit das Spektrum sein kann, macht sich hier noch niemand klar“, sagte Walwei.

Diese Aufsplittung sei sinnvoll, erschwere aber dem Allrounder BA den Überblick über Angebot und Seriosität und damit die Zusammenarbeit. Die erwartet Walwei vor allem mit Bildungsträgern wie Schulen und Unis, die versuchen werden, ihren Abgängern Jobs zu verschaffen. si

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