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Aufschwung West

■ Westberlin „Wachstumslokomotive“ für Osten / Niedergang der Industrie

Die Westberliner Wirtschaft hat auch im schwierigen Rezessionsjahr 1993 nichts von ihrer Zugkraft für die Entwicklung im Ostteil eingebüßt. Dies geht aus dem von Wirtschaftssenator Norbert Meisner (SPD) gestern vorgelegten Jahreswirtschaftsbericht 1994 hervor. Im Westteil waren 1993 rund 115.000 Personen mehr als vor dem Fall der Mauer beschäftigt, womit weiterhin ein erheblicher Beitrag zur Entlastung des Arbeitsmarktes im Ostteil der Stadt und in den brandenburgischen Umlandgemeinden geleistet wurde.

Die Zahl der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten konnte im Westteil, trotz schlechter Konjunktur und eines raschen Abbaus der Berlinförderung durch die Bonner Regierung, durch die Entwicklung im Dienstleistungssektor sowie in Handwerk und Bauwirtschaft weitgehend konstant gehalten werden. Dramatisch war aber der Einbruch im industriellen Sektor, wo 17.000 Arbeitsplätze verlorengingen. Im Mai 1994 waren im verarbeitenden Gewerbe im Westteil noch 135.000, im Ostteil 34.000 Personen beschäftigt.

Die Sicherung des Industriestandortes bezeichnete Meisner daher als wichtige Aufgabe. Eine reine Dienstleistungsmetropole werde es nicht geben, auch wenn dieser Sektor sich als nahezu krisenfest erwiesen habe. Berlin habe aber erfolgreich einen Aufholwettbewerb mit anderen Ballungsräumen gestartet. Im Bau seien 300 private Investitionsvorhaben mit einem Volumen von zusammen 50 Milliarden Mark, insbesondere im Dienstleistungsbereich. Sie schaffen Voraussetzungen für 175.000 Arbeitsplätze. Die Stadt sei auch wieder auf dem Weg zu einer großen Medienzentrale.

Seit Mitte des Jahres 1990 sind in Berlin netto 70.000 Betriebe entstanden, davon über 50.000 in den östlichen Bezirken. Im Ostteil ist der Gründungsboom ungebrochen. Pro 10.000 Einwohner gab es per Saldo 82 Gewerbeanmeldungen gegenüber durchschnittlich 45 in den neuen Ländern. dpa

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