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Totschlag mit dem Gaspedal

■ 1.100 Zinksärge für die Schlacht auf der Autobahn

Berlin (taz) – Jedes Jahr werden mehrere tausend Menschen dem Prinzip der freien Fahrt für freie Bürger geopfert. 1.500 Leute, die 1992 auf Autobahnen und Bundesstraßen totgefahren wurden, könnten noch leben, wenn 100 beziehungsweise 80 Stundenkilometer Tempolimit vorgeschrieben gewesen wären. „Wir gehen davon aus, daß bei diesen Höchstgeschwindigkeiten 30 Prozent der Unfälle mit Personenschäden vermieden werden könnten“, sagt Karl-Heinz Ludewig vom Arbeitskreis Verkehr und Umwelt in Berlin. Franz- Josef Schneiders, Sprecher des Bonner Verkehrsministeriums, hält dagegen: „Obwohl 30 Prozent der Verkehrsleistung auf Autobahnen erbracht wird, passieren dort nur 10 Prozent der Unfälle.“ Sein Schluß: Autobahnen sind besonders sicher, ein Tempolimit Quatsch. Was er nicht sagt: Wenn es auf der Autobahn rummst, kostet es der hohen Geschwindigkeiten wegen wesentlich mehr Menschen Gesundheit oder Leben als anderswo: Bei 1.000 Unfällen in Städten müssen die Notärzte 1.297 Leute behandeln, auf Landstraßen sind es 1.511 und auf Autobahnen gar 1.610.

Im letzten Jahr registrierten die Statistiker fast 70.000 Unfälle auf den deutschen Autobahnen. 1.100mal mußte ein Zinksarg geordert werden, weil jede Hilfe zu spät kam. Die Bundesanstalt für Straßenwesen hat schon vor Jahren darauf hingewiesen, daß etwa ein Zehntel der Unfälle auf Autobahnen vermieden werden könnten, wenn keiner schneller als 120 Stundenkilometer vorankommen wollte. Aber tatsächlich nahm in Deutschland trotz Stau und elektronischen Verkehrsleiteinrichtungen die Durchschnittsgeschwindigkeit auf den Rennpisten seit Anfang der 80er Jahre um etwa einen Stundenkilometer zu.

Auch Tempo 30 in Städten würde den Ärzten viel Arbeit ersparen. Ein Versuch belegt, daß 60 Prozent weniger Kinder angefahren wurden und die Gesamtunfallzahl sogar um 80 Prozent zurückging. Annette Jensen

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