: Seltsamer Dialog
■ Uni: Behörde verhängt Stellenstop
Der eine nennt es „Angebot zum Dialog“, der andere „rechtswidrigen Stellen-Ausschreibungsstop“. Jedenfalls hat es Irritationen ausgelöst, das Schreiben der Wissenschaftsbehörde an die Hamburger Hochschulen. Darin weist das Hochschulamt darauf hin, daß es sich angesichts der geplanten Stelleneinsparungen für die Jahre 1996/97 nicht in der Lage sieht, der Besetzung von Professoren-Stellen zuzustimmen.
Für den GAL-Abgeordneten Martin Jörß ein klarer Fall: „Senator Hajens Maßnahme ist ein Tritt in den Rücken der Universität, die bald nicht mehr wissen wird, welche Wunde sie nun lecken soll.“ Der Ausschreibungsstop sei überdies rechtswidrig, weil die Universitäten sich laut Hamburger Hochschulgesetz bei Stellenausschreibungen mit der Behörde nur „ins Benehmen setzen“, nicht aber deren Einvernehmen einholen müssen.
„Einen Sturm im Wasserglas“ meint Hajen-Sprecher Tom Janssen in der Aufregung zu erkennen. Der Brief sei gar nicht als Aufforderung zum Stellenstop zu verstehen. Vielmehr habe man die Hochschulen nur dringlich darauf hinweisen wollen, wirklich auch jede Neubesetzung mit Argusaugen auf ihre Notwendigkeit hin zu überprüfen. Und bei den unbedingt erforderlichen Ausnahmen mit der Behörde einen Dialog zu suchen.
Den suchte Uni-Präsident Jürgen Lüthje - und fand dabei auch gleich die Lösung. Zwar habe er das Schreiben „nicht ganz“ als Anweisung verstanden – das sei rechtlich auch nicht möglich –, aber doch als erhebliche Verschärfung der sowieso schon immensen Belastung der Hochschulen. Immerhin habe die Uni für –95 schon die Streichung von 60 Prozent freier Professoren-Stellen hinnehmen müssen, hatte jedoch im Gegenzug die Zusage für eine Besetzung von 16 Stellen erhalten. Ein Telefonat führte dann gestern nachmittag zur Entwarnung: Das Amt nahm das Schreiben zurück, die Stellen werden ausgeschrieben. „Man hatte wohl die sachliche Tragweite und ihre Auswirkungen nicht ganz richtig eingeschätzt“, so Lüthje. sako
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen