: Edel-Meile fürchtet sich
■ Streit um die geplante Umgestaltung des Kennedy-Platzes im Steintor
„Wenn die im Oktober hier anfangen zu buddeln, dann gibt es ein Selbstmordopfer“, befürchtet Ursel Leitzow, Geschäftsfrau aus der Rembertistraße. Ab Herbst soll der Präsident-Kennedy-Platz umgebaut werden. Ursel Leitzow hat zusammen mit Susanne Jakubec, Buchhändlerin an der Contrescarpe, eine Interessengemeinschaft gegründet. Die Geschäftsleute fürchten um ihren Umsatz im Weihnachtsgeschäft. „Wir machen mit unserem Laden in den Monaten vor Weihnachten 60 Prozent des Jahresumsatzes“, sagt Leitzow, die mit Dekorationsmaterial handelt. Als im vergangenen Herbst in der Rembertistraße „die Straße für Kanalarbeiten aufgebuddelt wurde, hatten die Geschäfte im Fedelhören innerhalb von zwei Tagen Umsatzeinbußen von 60 bis 70 Prozent“, weiß Leitzow. Das möchten die HändlerInnen der Bremer Edel-Meile nicht nochmal erleben.
Bereits 1991 hatte die Baubehörde die Umgestaltung des Präsident-Kennedy-Platzes beschlossen. Im vergangenen Sommer dann segnete die Haushaltsdeputation 3,5 Millionen Mark für eine abgespeckte Variante ab. Ursprünglich sollte die Mitte des Platzes mit Kunst aufgewertet werden. Die Plastik „Projekt Erde“ ist aber aus „ästhetischen Gründen“ aus der Planung gefallen, sagt die Pressesprecherin der Baubehörde, Karin Röpke. Auch die Terasse vor dem ehemaligen amerikanischen Generalkonsulat wird nicht gebaut.
Der jetzige Plan sieht trotzdem „eine Verschönerung des Kennedy-Platzes“ vor, so Karin Röpke. In erster Linie jedoch soll eine „wesentliche Verbesserung für Fußgänger und Radfahrer“ erreicht werden. Autos sollen nämlich den Kennedy-Platz nicht mehr überqueren dürfen, sondern werden seitlich daran vorbeigeführt. Wer von der Contrescarpe aus südlicher Richtung kommt, wird in Zukunft nur noch über den Fedelhören auf den Rembertiring fahren können, nicht mehr über den Richtweg.
Immerhin hat die Behörde eine Horrorvorstellung der Fedelhörenkaufleute vorläufig aufgegeben: Wer vom Rembertiring in die Rembertistraße eingebogen ist, wird noch eine Zeitlang über das Rondell in den Fedelhören fahren können – und nicht nur in den Richtweg. Langfristig aber soll man ins Fedelhören nur über die Contrescarpe kommen. Dadurch werde automatisch der Durchgangsverkehr durch den Fedelhören reduziert. Auf dem Rondellplatz selbst haben RadlerInnen und FußgängerInnen Vorfahrt.
. Die Geschäftsleute befürchten, daß KundInnen von auswärts oder weiter entfernt gelegenen Stadtteilen die Mühen durch den Einbahn-Dschungel nicht auf sich nehmen werden. „Man kann Antiquitäten ja auch nicht unter den Arm klemmen“, weiß Leitzow und meint, daß die KundInnen ihr Auto in der Nähe abstellen müßten. Die Baubehörde sieht das ganz anders. „Wir berücksichtigen die Interessen der Geschäftsleute“, sagt Karin Röpke. Die Baubehörde habe deswegen auch noch nicht mit den Umgestaltungsarbeiten begonnen – derzeit würden in der Rembertistraße ja bereits Kanalbauarbeiten durchgeführt. „Wenn wir da auch noch loslegen, wäre die ganze Gegend lahmgelegt“, sagt Röpke.
Die Geschäftsleute hätten's lieber möglichst früh – eben wegen des Weihnachtsgeschäftes. In den kritischen Monaten des Weihnachtsgeschäftes will die Stadt aber Rücksicht nehmen und so richtig erst im Januar loslegen. mit der Buddelei. fok
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen