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Ein Schutzschild gegen die Abrißwut

■ Senat plant, drei Quartiere in Mitte doch noch zu schützen / Mittes Baustadträtin Dubrau: Entscheidung kommt fast zu spät

Im Bezirk Mitte besteht die Chance, daß die Abrißbirne an einigen von der Schleifung bedrohten Häusern vorbeifliegt. Um die Abrißwelle zu stoppen, plant der Berliner Senat, noch in diesem Jahr drei Quartiere mit historisch wertvoller Bausubstanz durch eine „Erhaltungssatzung“ zu schützen. Die Gebäude und Ensembles können dann baurechtlich vor einem möglichen Abbruchantrag gesichert werden. Derzeit liegen in der Bezirksverbauwaltung 190 Antäge auf Abriß auf dem Tisch; darunter für so renommierte Bauwerke und Denkmäler wie das alte Bankhaus am Hausvogteiplatz, das einem Bürogebäude der Landesbank Berlin weichen soll (die taz berichtete in einer Serie).

Sowohl die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung als auch der Bausenator haben der Räumung vieler Zeugnisse der Berliner Gründerzeit stattgegeben, wenn Investoren mit dem Interesse nach größeren Geschoßflächen, mehr Glas und Rendite die bestehende Architektur im Handstreich nehmen wollten und ihnen darüber hinaus keine rechtlichen Schritte entgegengehalten werden konnten. Nach Informationen der Berliner Morgenpost hat sich Wolfgang Branoner, Staatssekretär für Stadtentwicklung, jetzt dafür ausgesprochen, noch in diesem Jahr Teile der nördlichen Friedrichstadt und die sogenannte Dorotheenstadt durch eine Erhaltungssatzung unter Schutz zu stellen, um die flächendeckende Abrißwut zu bremsen. Branoner plant ebenfalls, die Überreste der Friedrich- Wilhelm-Stadt zu erhalten. Für die Spandauer Vorstadt wurde bereits zu Beginn dieses Jahres die Erhaltungssatzung festgelegt.

Die Baustadträtin von Mitte, Dorothee Dubrau, konnte sich in einem Gespräch mit der taz über Branoners Ankündigungen nicht so recht freuen. Die vorgesehene Festlegung nähme nur den Beschluß des Bezirksparlaments von 1991 auf. Der Bezirk sei „fast vier Jahre hinter der Satzung her“, sagte Dubrau. Die Festlegung komme fast zu spät. Trotzdem sei der Bezirk froh über eine solche Entscheidung, hätte sich doch gezeigt, daß in der Spandauer Vorstadt Abrißanträge abgelehnt werden konnten.

Dubrau warnte davor, die Satzungsfestlegung auf die lange Bank – bis 1995 – zu schieben, da sonst die „Rückstellungen für beantragte Abrisse zeitlich auslaufen“ würden. Dann könnten die bedrohten Bauten nicht mehr gerettet werden. Ebenso wie Dubrau begrüßte Berlins Landeskonservator Jörg Haspel die Ankündigung zur planungsrechtlichen Sicherung ganzer Gebiete. Nun könnten „zusätzliche Maßnahmen“ ergriffen werden, die bedrohten Bausubstanzen zu schützen, sagte Haspel. Rolf Lautenschläger

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