Sarajevo: Bosnische Serben als Waffendiebe

■ Panzer aus einen UNO-Lager entführt / Blauhelme drohen mit Nato-Luftangriffen / Embargo gegen bosnische Serben wird offenbar eingehalten

Sarajevo/Belgrad (AFP) – Nach einem Überfall auf ein UNO-Waffenlager in Sarajevo haben die UN-Schutztruppen den bosnischen Serben am Freitag mit Luftangriffen gedroht.

Unprofor-Sprecher Rob Annink teilte mit, ein Panzer vom Typ T-55, zwei Schützenpanzer und ein Flugabwehrgeschütz seien gegen 4 Uhr morgens aus dem UNO-Lager in der Vorstadt Ilidza entwendet worden. Die Unprofor habe von den Serben die sofortige Rückgabe der Waffen gefordert. Andernfalls sei man dazu bereit, von der Nato Luftunterstützung anzufordern. Die am Freitag morgen nach zweiwöchiger Unterbrechung wiedereröffnete Luftbrücke nach Sarajevo mußte nach UNO-Angaben nach dem Diebstahl „aus Sicherheitsgründen“ wieder eingestellt werden.

Anninks Angaben zufolge wurde ein französischer Hubschrauber, der sich auf die Suche nach den gestohlenen Waffen machte, von serbischen Einheiten beschossen. Auch sei eine Einheit französischer Blauhelmsoldaten von den Serben daran gehindert worden, das betroffene Waffenlager zu erreichen.

Das Embargo der Regierung in Belgrad gegen die bosnischen Serben wird unterdessen offenbar umgesetzt. Telefonverbindungen und Lastwagenverkehr zwischen Belgrad und Pale wurden eingestellt. Dutzende Lkw saßen am Freitag am Grenzübergang Sresmka Raca, rund 120 Kilometer westlich von Belgrad, fest. Mehrere Lastwagenfahrer berichteten, der Übergang sei am Donnerstag um 22 Uhr geschlossen worden. Nach Angaben der Zollbehörden fuhr seither kein beladener Lastwagen über die Grenze in Richtung der selbsternannten „Republik“ der bosnischen Serben. Die Beamten waren sichtlich irritiert und versuchten, Journalisten vom Grenzübergang fernzuhalten. Obwohl von dem Embargo Lebensmittel, Kleidung und Medikamente ausgenommen sind, wurde auch ein Lkw mit Medikamenten, Mehl und Speiseöl nicht durchgelassen. Auch der Autobus von Belgrad nach Pale verkehrt nicht. Freie Durchfahrt hatten dagegen Pkw. Die Regierung Rest-Jugoslawiens informierte den UN-Sicherheitsrat am Donnerstag formell über den Abbruch der Beziehungen zu den bosnischen Serben.