: Schlagabtausch um Haiti
■ Cédras hält Militärintervention für unvermeidlich / Botschaftsschließungen
Port-au-Prince/Washington (AFP) – Der Nervenkrieg um eine Militärintervention in Haiti hat sich am Wochenende fortgesetzt. Der haitianische Armeechef Raoul Cédras sagte am Samstag, eine Militärintervention, die unweigerlich ein Blutbad nach sich ziehen werde, sei unvermeidlich, da die USA fest dazu entschlossen seien. „Wir warten auf diesen Augenblick, wir bereiten uns weiter darauf vor“, erklärte der Armeechef in einem Interview.
William Gray, der Sonderberater von US-Präsident Bill Clinton für Haiti, sprach von einem Kollisionskurs, der zum militärischen Eingreifen führen könne, falls die haitianischen Machthaber nicht freiwillig zurücktreten sollten. Gray sagte in einem CNN-Interview, mit den haitianischen Machthabern gebe es außer über die Frage, an welchem Tag und um wieviel Uhr ihr Rücktritt stattfinde, nichts zu verhandeln. Der Einsatz von Gewalt werde wahrscheinlicher, wenn die Militärs sich weiter weigerten, die Macht an den von ihnen gestürzten, demokratisch gewählten Präsidenten Jean- Bertrand Aristide abzutreten.
Nach mehreren Attentatsdrohungen haben unterdessen die Regierungen von Argentinien und Kolumbien angekündigt, ihre Botschaften in Haiti aus Sicherheitsgründen zu schließen. Wie am Samstag in der Hauptstadt Port- au-Prince bekannt wurde, verließen die argentinischen Diplomaten sowie argentinische und kolumbianische Journalisten bereits das Land. Die kolumbianische Botschaft sollte nach Angaben ihrer Mitarbeiter nur vorübergehend geschlossen werden. Seit der UN- Sicherheitsrat am 2. August einer möglichen Militärintervention unter Führung der USA zustimmte, wurden ausländische Diplomaten in Haiti mehrfach mit dem Tode bedroht. Argentinien erwägt als einziges lateinamerikanisches Land eine Beteiligung an einer möglichen Militärintervention. Kolumbien ist an einer Initiative mehrerer lateinamerikanischer Staaten beteiligt, durch die der Rücktritt der haitianischen Militärs auf dem Verhandlungsweg erreicht werden soll. Nach Angaben aus diplomatischen Kreisen in Haiti könnten weitere Länder ihre Botschaften ebenfalls schließen.
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