: Ferien mit Tante Ingeborg
„Ihr-habt-ja-gar-keine-Eier-wie-soll-ich-denn-da-Topfkuchen-backen? -Gehste-mal-rüber-zu-euerm-Nachbarn-und-leihst-sechs Eier?“
Abgesehen davon, daß ich erhebliche Zweifel habe, daß mir Meyer-Bönnigstedt jemals auch nur ein einziges Ei leihen würde – es gibt schon Grenzen der Tantengehorsamkeit. Zumal wir morgen für ein paar Tage nach Sylt fahren wollen. Zu zweit. Ohne Tante Ingeborg. Und eigentlich auch ohne Topfkuchen.
„Ihr-braucht-doch-n-bißchen-Reiseproviant-Bei-soner-langen-Fahrt-Al so-dann-geh'-ich-eben-selber-zu-Herrn-Meyer-Bönnigstedt-Alles-muß-man-se lber-machen.“
Als Tante Ingeborg auch zu den Tagesthemen noch nicht wieder zurück war, haben wir uns dann doch Sorgen gemacht. Nicht wegen der Eier, eher schon wegen der Blumen. Müssen ja mal gegossen werden, wenn man fünf Tage weg ist.
Nach dem dritten Klingeln steht Meyer-Bönnigstedt in der Tür. Trainingshose. Kariertes Hemd. Achselnässe. Voll. „Kommmoch rein, Nachbar, hierisses gemütlich, ne prima Tante haste, echt ne ganz prima Tante, nu komm schon rininneguudestube, krichst auch nen Holsten.“
Gefangen. Widerstand ist zwecklos, Tante Ingeborg in allerschönster Eierlikör-Laune und von Meyer-Bönnigstedt bestens unterrichtet. „Hättstemir-ja-ruhigmal-sagen-können-daß-dieser-Vorschau-oderwiederheißt -an-alle-Hasch-verteilen-lassen-will-Un-sowas-habich-fürn-anständigen-Ke rl-gehalten-Also-bei-uns-in-Celle-gibbssowas-nich-also-wirklich-dem-Vors chau-schreibich-morgen-nen-Brief-schreibe-ich-dem-Nichwaa-Kaalheinz? ...Kaalheinz?-Och-der-schläft-ja-schon-kannja-auch-nix-ab-Abba-nett-isse r-euer-Nachbar-wirklich-sehr-nett-Aber Eier hatta-nich-gehabt.“ Weshalb wir gestern morgen dann auch ohne Topkuchen nach Sylt fahren durften.
Dafür mit Tante Ingeborg: „Och-Kinder-wißt-Ihr-was-ich- komm'-einfach-mit-Macht-Euch-doch-nichts-aus-oder?-Ich-wollte-da-ja-scho n-immer-mal-hin-Aber-mein-Herbert-kriegt-seinen-Hintern-ja-nicht-mehr-ra us-aus-seinem-Garten-Ach-wir-finden-schon-noch-ein-Zimmerchen-für-mich.“
Arme Blumen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen