: Frisches Lüftchen
■ Angels Margerits Compagnie „Mudances“ mit „Suite d–Estui“ zu Gast beim Sommertheater- Festival
Einladendes Stroh liegt auf der Bühne vor einer freundlich orangefarbenen Wand. Ein Tänzer beginnt sich darin hinundherzuwälzen, während zwei Tänzerinnen sich am Boden liegend sachte drehen und wenden. Wie ein laues Lüftchen streicht die Choreographie Suite d–Estui – die Sommer-Suite – der Katalanin Angels Margerit über die Bühne. Der Komponist Joan Saura streicht, seitlich des Geschehens sitzend, sein Cello dazu.
Angels Margerit, die bei ihren beiden letzten Gastspielen in Hamburg ungewöhnliche Orte be-tanzte – 1990 die Suite 306 im Atlantic-Hotel und 1992 den Grevenhofkai im Hafen – ist diesmal mit ihrem Ensemble Mudances wieder einigermaßen konventionell auf der Bühne der Halle 1 beim Sommertheater zu Gast. Mit einem sommerlichen Stück, in dem die beiden Tänzerinnen schon mal einen Apfel schälen und verzehren oder an Artischocken knabbern. Allein, als Duo, Trio oder in Fünfer-Formationen tanzen die stets mit gesenktem Blick agierenden Gestalten durch die Bühnenlandschaft. Das raschelnde Stroh spielt mit. Die Tänzer kuscheln sich hinein, rollen sich ein, stürzen, fallen, heben einander und produzieren jene „physische Sprache von Kurven, Fallen, Attacken, von Flüssigkeit, Gewicht, Trägheit, andauernder Energie, Sinnlichkeit“, so die Choreographin Angels Margerit, die diese Sprache in ihrer Arbeit entwickeln will.
Mal entführen die fünf das Publikum in traumverlorene Bilder, umtändeln einander zärtlich und sanft, dann wieder prallen sie aufeinander, werfen, heben, schleudern sich herum, um wieder zu ruhigen Einzelaktionen zurückzukehren. Dann wieder wirkt die Sommersuite wie ein Warming-Up beim Training. Schnell vergeht die Zeit, aber womit?
Perfekte Bewegungen und Abläufe, schöne Bilder und meditative Cello-Musik lösten nicht bei allen Begeisterung aus. Die unspektakuläre, leise und höchst kunstvolle Choreographie bewirkte als zager Tanz ums Sommerloch bei manchem auch Schläfrigkeit. Für echte Tanztheaterfans allerdings ist auch diese Mudances-Produktion zu empfehlen. jkn
Noch heute und morgen, Halle 1, 22 Uhr
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