: Müllkippe Sportplatz: Natur ist abgesagt
■ Glasfaser und Kunststoffe statt Holz, Metall oder Leder - kaputte Tennisschläger, Skier und Surfbretter sind zum Umweltproblem geworden / Recyclingfähigkeit Nebensache
Für demnTennisplatz packt Eberhard Leclaire immer eine Spritze ein. Der Recklinghäuser Lehrer hat ein Verfahren entwickelt, mit dem er flüssiges Gummi in schlapp werdende Bälle spritzt. Das repariert den porösen Tennisball, mit dem Leclaire dann viermal solange spielen kann.
Normalerweise wandern Tennisbälle schon nach einigen Stunden Spiel auf den Müll. Die Wiederverwertung ist kaum möglich. „Die Konsumenten interessieren sich für andere Dinge als die Recyclingfähigkeit“, weiß Hans Jägemann vom Deutschen Sportbund. Darum sind Naturstoffe wie Holz, Leder oder Metall, die kaum Probleme bereiten, längst aus der Mode. Überall setzen sich Kunststoffe durch. Jüngstes Beispiel: Der offizielle Fußball der Weltmeisterschaft war nicht mehr aus Leder, sondern aus einem Gemisch chemischer Fasern.
Werden die Sportgeräte hochgezüchtet, nehmen auch die Probleme zu. Tennisschläger werden inzwischen aus Glasfaser und Kunststoffen gewickelt und verschmolzen. Die kriegt niemand mehr auseinander. Solche Verbünde kann man allenfalls kleinmahlen und daraus Minderwertiges wie Gartenbänke oder Schallschutzwände herstellen.
Das macht auch die Ski-Industrie, wo viele Hersteller alte Bretter zurücknehmen. Glasfaserverstärkte Kunststoffe, wie sie bei Surfbrettern und bei kleinen und großen Booten vorherrschen, sind kleingemahlen bestenfalls für Spachtel- und Klebemassen, Preß–teile oder als Verstärkungs- und Füllmaterial zu gebrauchen.
Die besten Voraussetzungen für Recycling schafft, wer schon bei der Produktion an die Entsorgung denkt. So hält es der Skischuh-Hersteller Nordica. Vier Kunststoffe, aus denen die Schuh-Schale besteht, können sortenrein getrennt und wieder in die Produktion gespeist werden. Der Innenschuh allerdings nimmt den gleichen Weg wie die Skier – auf die Müllkippe.
Da hilft nur, die Lebensdauer der Geräte zu verlängern: durch Pflege und Reparierbarkeit, durch Verkauf brauchbarer Stücke über Kleinanzeigen oder Second-hand-Läden. Und noch eins bringt's – Verzicht auf den letzten modischen Schrei.
Stefan Becker
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen