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Binnenalster ausgetrunken

■ Hundstagen zum Trotz: Hamburger sind genügsame Wasserverbraucher

Was für ein Sommer! Wochenlang brannte die Sonne unbarmherzig auf Köpfe und vor allem die Felder nieder. Bauern malten Horrorszenarien von verbrannter Erde, die Hamburger Stadtbevölkerung soff fast die Mineralwasserbestände leer und die Schwimmbäder meldeten Rekordbesucherzahlen. Hat der Trinkwasserverbrauch in Hamburg dadurch zugenommen?

„Nein“, lobt Gisela Matthee, Pressesprecherin der Hamburger Wasserwerke (HWW), „die Hamburger sind erstaunlich sparsam. Die Sparappelle in den vergangenen Jahren scheinen gefruchtet zu haben.“ In den vergangenen Wochen haben die HamburgerInnen zwar pro Tag ungefähr 400.000 Kubikmeter Wasser verbraucht - an Tagen mit 35 Grad im Schatten sogar bis zu 500.000. Doch das, so Pressesprecherin Matthee, ändere nichts am relativ geringen Jahresdurchschnittsverbrauch. Der werde auch in diesem Jahr bei 360.000 Kubikmetern liegen. Um sich vorstellen zu können, wieviel Wasser das denn nun ist, zieht die Wasserspezialistin einen etwas unappetitlichen Vergleich: „Das ist einmal die Binnenalster ausgetrunken.“

Auf den einzelnen Verbraucher umgerechnet wären das durchschnittlich 135 Liter Trinkwasser pro Tag. Auf den ersten Blick scheint diese Zahl hoch, und wenn man schaut, was sich hinter den abstrakten Ziffern verbirgt, weiß man auch, wo man vielleicht noch sparen kann. So gehen allein bei der WC-Spülung bis zu 50 Liter buchstäblich den Bach hinunter. Auch beim Baden und Duschen oder beim Wäschewaschen ist man pro Tag mit insgesamt gut 80 Litern dabei. Trinkwasser, das tatsächlich zum Trinken oder zum Kochen verwendet wird, schlägt mit mageren vier bis fünf Litern zu Buche.

Wieviel Wasser sie verbrauchen und was dies vor allem kostet, erfahren zur Zeit etwa 75.000 Haushalte in der Hansestadt. Seit 1986 bauen die HWW systematisch in Mietwohnungen Wohnungswasserzähler ein. 30.000 Zähler haben die HWW jetzt überprüft und sind zu dem Ergebnis gekommen, daß sich in den betroffenen Haushalten der Wasserverbrauch um durchschnittlich 20 Prozent gesenkt hat. Warum genau das so ist, konnte HWW-Pressesprecherin Matthee nicht sagen. „Vielleicht“, mutmaßt sie, „hat der Umstand, daß die Leute die Wasserrechnung zum ersten Mal selbst in den Händen halten, dazu beigetragen, die ein oder andere Spartaste an Klosettspülungen anzubringen.“

Die Trinkwasserqualität in Hamburg ist im Vergleich mit anderen Großstädten sehr gut. In 19 Wasserwerken wird in und um Hamburg aus 500 Brunnen reines Grundwasser gewonnen. Das Wasser wird auf dem Weg an die Oberfläche belüftet und schließlich in den Wasserwerken mittels Kieselfilter von Eisen und Mangan befreit.

Doch nicht alle sind mit der Entnahme des Grundwassers einverstanden. Beispielsweise die Interessengemeinschaft Gewässerschutz Nordheide. Aus der Nordheide zapfen die HWW jährlich 15 Millionen Kubikmeter Wasser ab. Immerhin zwölf Prozent des Wasserbedarfs Hamburgs. „Ökologisch vertretbar“, nennt Frau Matthee diese Entnahme. Gerhard Schierhorn von der Interessengemeinschaft sieht das anders: „Es gibt wissenschaftliche Hinweise, die belegen, daß die Wasserentnahme in der Nordheide zur Senkung des Grundwasserspiegels führt.“ Schierhorn plädiert für ein Abpumpen von nur zehn Millionen Kubikmetern jährlich. „Das wäre dann ökologisch vertretbar“, sagt er.

Tammo Löffler

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