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Knall neben Gen-Labor

■ Explosion zerstört Versuchsraum in Uni-Institut / Behörde: „Keine Gefahr für die Umwelt“ Von Kai von Appen

Im Institut für Organische Chemie der Universität Hamburg an der Sedanstraße (Rothenbaum) ist es in der Nacht zum Sonntag zu einer Explosion gekommen. Nach Angaben der Wissenschaftsbehörde war im Versuchsraum 425, der sich direkt neben dem „Gentechnologie-Labor 426“ befindet, nach einem Experiment Äther verpufft. Behördensprecher Tom Janssen: „Es gab keine Gefährdung für die Umwelt.“

Die Explosion hatte sich gegen zwei Uhr nachts ereignet. Kurz zuvor hatte ein Diplomand seine „ganz normalen chemischen Experimente“, so Janssen, die mit „gentechnischen Versuchen im weitesten Sinne nichts zu tun haben“, abgeschlossen. Janssen: „Danach müssen sich Gase gebildet und entzündet haben, so daß es zur Verpuffung gekommen ist.“ Ein durch die Explosion entstandener Brand konnte von der Feuerwehr schnell gelöscht werden. Personen wurden nicht verletzt.

Durch die Wucht der Detonation wurde das Labor völlig zerstört – Fenster und Türen flogen heraus, Gerätschaften sind müllreif. Nach ersten Schätzungen entstand ein Sachschaden von 150.000 Mark.

Damit ist an der Uni beinahe das eingetreten ist, wovor viele Gentechnologie-KritikerInnen immer gewarnt haben: nämlich daß manipulierte Gene – welcher Art auch immer – unkontrolliert an die Umwelt gelangen. Doch die Wissenschaftsbehörde beschwichtigte, obwohl Staatsrätin Barbara Bludau extra ihren Bonn-Urlaub abgebrochen hatte und gestern mittag an die Unglücksstelle geeilt war. Janssen: „Das benachbarte gentechnische Labor ist nicht in Mitleidenschaft gezogen worden.“ Zudem würden in „Labor 426“ ohnehin nur Experimente der Kategorie „S1“ durchgeführt, die keine Umwelt-Gefährdung darstellten. Mit welchen Genen genau hantiert wird, konnte er allerdings nicht sagen.

Unklar ist, wie es zur Verpuffung gekommen ist. Der Diplomand sei als gewissenhafter Mitarbeiter bekannt. Und ein Anschlag? Institutssprecher Prof. Wittko Francke: „Ich habe mit der Polizei auch darüber gesprochen, darauf gibt es keinen Hinweis.“

Auch die Ursache der schweren Explosion am Billhorner Röhrendamm 120 in Rothenburgsort, bei der vor zwei Wochen der Westflügel des Hochhauses zerstört und drei Menschen ums Leben kamen, ist nach Informationen der Hamburger Gaswerke immer noch ungeklärt. „Niemand weiß, was explodiert ist und warum es explodiert ist“, so gestern Gaswerkesprecher Roland Bombe zur taz. „Die Ermittlungen werden noch Wochen dauern.“

Zur Zeit könne noch nicht einmal mit Sicherheit gesagt werden, daß Erdgas die Ursache der Deto-nation gewesen sei. Bombe: „Es gibt widersprechende Spuren.“ Die Brandermittler des Hamburger Landeskriminalamtes haben mehrere Gegenstände zur kriminaltechnischen Untersuchung eingereicht. Dort sollen nun Schweißnähte „geröntgt und gesichtet“ werden. Bombe: „Noch rätseln die Experten.“

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